Leben auf acht Quadratmetern

Mittagspause in Lienz (A) am Bahnhof
Mittagspause in Lienz (A) am Bahnhof

Seit einer Woche bestreiten wir nun unser neues Leben auf 8qm. Das sind 312qm weniger als die letzten zwei Jahre und trotzdem ist alles wie immer und doch ein bißchen anders. Hatten wir vorher schon den Ansatz einer klassischen Rollenverteilung, leben wir in unserem Frosch nun wie Mann und Frau in den 50er Jahren. Der Mann geht arbeiten, in unserem Fall fährt er den Frosch und kümmert sich um Motor, Elektrik und allen Pi-Pa-Po, der zu dieser Maschine gehört, die Frau frönt dem Leben einer Hausfrau, macht Essen und den Abwasch, räumt auf, bringt den Müll raus, fegt die Stube durch, macht (seit heute) auch das Bett und die Wäsche und kümmert sich um die Kinder (Ole). Das Leben ist schön!

 

WEITER GEHTS IM BUCH! ;-)

Was sich natürlich kein bißchen geändert hat ist unser Luxusverhalten gegenüber dem Internet. Oder sollte ich besser schreiben, unsere Sucht? Wobei Till eher generell Internetsüchtig ist (Was machst du so? Ach, ich recherchiere dies und das...) und ich ein typischer Fall von Kommunikationsjunkie bin (Facebook, Twitter, Skype, Facebook, Facebook, Facebook, Emails, Facebook....). Aber dank unserer W-Lan-Antennen ist das alles kein Problem. Der nächtliche Stellplatz wird möglichst nach gutem W-Lan-Empfang ausgesucht. Selbst in Slowenien zwischen den Bergen an einem Fluss gab es eine wunderbare Internetverbindung.

 

Damit wir auf den acht Quadratmetern keinen Koller bekommen, haben wir im Vorfeld eine Hausordnung aufgestellt. Diese hat genau zwei Regeln:
1)Müll sofort in den Mülbeutel
2)Dinge sofort wieder in den Originalzustand zurück.
Damit wir auch wissen, wie der Originalzustand ist, haben wir uns komplett durchsortiert. Jedes Teil hat seinen eigenen Platz, damit es auch gar keine Chance hat, durch die Gegend zu fliegen. Teil 1 der Sortierung erfolgte letzte Woche in Knüllwald, Teil 2 der Sortierung, das sogenannte Fine-Tuning, erfolgte heute in Rovinj, Kroatien, auf dem Campingplatz. Nun ist die Hausfrau glücklich, denn das morgendliche Aufräumen vor der Abfahrt sollte nun richtig fix von der Hand gehen.

 

Der Mann und sein Technik-Verständnis wurden diese Woche gleich zweimal herausgefordert. Als wir gerade durchs wunderschöne Österreich über die Landstraßen kurvten (um Maut zu sparen – hat sich gelohnt, denn ich wollte mich schon immer mal direkt in einen romantischen Groschenroman à la „Heimatglocken läuten schöner“ hineingebeamt fühlen), planten wir eine kurze Mittagspause auf einer Wiese. Ole sollte sich mal seine vier Beine vertreten und eines davon heben und wir wollten einen Kaffee und einen Snack. Plötzlich hörte die Wasserpumpe nicht mehr auf zu pumpen und zudem lief Wasser aus der Außen-Klappe bei unseren Wassertanks. Heißes Wasser, wie wir kurzerhand feststellten. Schlaubi-Till hatte innerhalb Sekunden geschlussfolgert: Das Überdruckventil hat funktioniert: „Wir haben einen Fehler gemacht und den Frosch nach der Bergfahrt einmal zu schnell abgestellt. Das hatte natürlich zur Folge, dass das Kühlwasser das Warmwasser im Boiler auf eine Temperatur von über 100 Grad brachte, dann das Überdruckventil öffnete und deswegen Wasser austrat. Der Motor hätte noch ein wenig laufen müssen, um... naja wieder abzukühlen...“ Und da der Tank, in den das Wasser eigentlich ausweichen kann, bis oben hin gefüllt war, lief es nun über und dann an der Seite raus. Also musste ein bißchen Wasser raus aus dem Tank, um im Wiederholungsfall keine Überschwemmung bei den Tanks zu haben, sondern einen normalen Ausweich-Lauf in den Tank zu garantieren. Alles easy.


Ein zweites Mal kam Schlaubi-Till in Einsatz, als die Elektronik-Versorgung im Frosch komplett versagte. Wir kannten das schon aus dem Baltikum und hatten deshalb extra bei Bosch in Hannover unsere Batterien checken lassen. Die sind ganz ok, hieß es. Nachdem aber nun abends schon immer der Strom fehlte, weil die Sicherung raus war, ging die Sicherung nun auch gar nicht erst wieder rein, was sonst kein Problem war. Hieß also: erstmal Kerzenlicht und am nächsten Tag weitersehen. Da leuchtete am nächsten Morgen auch schon wieder das grüne Lämpchen. Grünes Lämpchen hieß: Ladevorgang von den Solarzellen läuft. Okay, dachten wir, dann ist ja alles wieder gut. Leider nein. Die Sicherung knallte immer wieder raus. Schade, dass wir bei Kissmann (Kühschrank & Solar) in München doch nichts haben überprüfen lassen. Aber Till wäre nicht Schlaubi-Till, wenn er nicht einfach alle Drähte aus dem Sicherungs-Umwandlungs-Kasten-Ding rausnehmen und neu einsetzen würde. Und schon ging alles wieder. Also mal wieder ein klassischer Fall von: ist nicht schlimm! Da waren durch die Ruckelei wohl einfach nur die Drähte verrutscht. Kann ja mal vorkommen!

 

Apropos Ruckelei. Der Frosch wurde in den Alpen wunderbar herausgefordert! Österreich verließen wir über den Wurzenpass und der hat 18% Steigung. Für Mädchen, die das nicht wissen: 18% Steigung ist heftig. So heftig, dass die Strecke hier für LKWs ab 7,5t oder für Autos mit Wohnwagen verboten ist. Wie gut, dass wir offiziell nur 7,49t sind! Also stürzten wir den Frosch in unser erstes Berg-Serpentinen-Abenteuer und er fuhr hervorragend! Und zwar erst hervorragende 8km/h im ersten Gang, dann hervorragende 12km/h mit Allrad-Zuschaltung. Und das hoch in Schlangenlinien. Er ächzte und krächzte an allen Ecken, er war laut und er war langsam, aber er war großartig, wie ein Frosch nur sein kann! Berg runter kam dann die Motorbremse in Einsatz und in Schlangenlinien ging es wieder hinab. Wir waren in Slowenien! Und im Internet (wo auch sonst) hatten wir Bilder vom Nationalpark gesehen, da wollten wir jetzt hin! Was wir nicht wussten, wir hatten einen weiteren Berg zu erklimmen, diesmal ging es sogar auf 1611m. Aber nur 14% Steigung, also mit 20km/h den Berg hoch! Monika (unser Navi) lotste uns perfekt durch die Serpentinen: „Bitte jetzt links abbiegen. Bitte jetzt rechts abbiegen.“ Wir hatten unseren Spaß!

 

Der Nationalpark war ein Traum. Es erinnerte mich an British Columbia in Kanada. Eine großartige Berglandschaft und zwischendrin ein Fluss mit türkisfarbenem Wasser, mal waren hier nur Steine, mal beides. Wenn  im Frühjahr der Schnee schmilzt muss das Wasser hier bombastisch herunter rauschen! Sloweniens Natur war herrlich! Aber wir wollten weiter nach Koratien und eierten raus aus Slowenien, kleine Stippvisite in Italien (Trieste), zurück nach Slowenien und rein nach Kroatien!

 

Nun stehen wir hier in Rovinj, einem Ort, an dem ich mit meiner Familie als Kind immer die Sommerferien verbrachte. Wir gönnen uns einen Tag ohne Fahren, stehen auf einem Campingplatz, der auch Hunde erlaubt. Wir laden die Froschbatterien und unsere eigenen Batterien auf, denn trotz Entspannungsmodus, steckt uns der Stress der letzten Wochen trotzdem noch im Körper. Wir genießen die Sonne, ca. 24 Grad, und während ich Blog schreibe und dabei genüsslich Prosecco trinke, werkelt Till am Frosch herum und versucht das Quietschen des Lenkrads zu beheben. Und heute Abend? Vielleicht gucken wir mal wieder eine Folge Verbotene Liebe – via Internet ist alles möglich und wir können unseren Gewohnheiten wunderbar erliegen. Danke liebes Luxusleben auf acht Quadratmetern!

Gewinnspiel:

Wir haben uns ein kleines Gimmick überlegt und wollen in regelmäßigen Abständen ein Gewinnspiel mit euch machen! Die heutige Frage, die ihr via Kommentarfunktion beantworten könnt, lautet:

 

Auf welchen Luxus könntet ihr niemals verzichten?

 

Unter allen Kommentatoren verlosen wir eine Postkarte aus einem unserer nächsten Reiseländer. (Der Gewinner wird im nächsten Blog bekannt gegeben, die Adresse fragen wir dann nochmal ab.)


Wir freuen uns, wenn ganz viele von euch mitmachen!

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Kommentare: 11
  • #1

    Hase und Mäuschen... (Donnerstag, 08 Oktober 2009 21:48)

    können nicht auf Mäuschen und Hase verzichten!
    ...und Mäuschen sagt, eine eigene Toilette wäre auch ganz schön ;)
    ...und Hase liebt Amelies Blogs und ihr Getwitter!

  • #2

    Erzengel Gabriel (Freitag, 09 Oktober 2009 08:08)

    Ach schade ... hätte ich gewußt, daß Ihr einen Schlenker über Trieste macht ... wir hatten - eher durch Zufall und Helga's (unser Navi ;) komischen Verhalten und die verzweifelte Suche nach einer Tankstelle - urplötzlich einen Traumhaften Platz hoch über Trieste mit wundervollem Panorama entdeckt, an dem es _so_ schön war, daß wir bis zum nächsten Tag dort blieben. Hach *schwelg* ... will auch wieder "on the road again".

    Worauf ich nicht verzichten könnte:
    Liebe, Freunde, Musik (machen), Freude, Träume haben und leben, die Hoffnung. Beim Internet bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob ich darauf verzichten könnte ;)

    Blessed be,
    vom Erzengel

  • #3

    axel klegien (Freitag, 09 Oktober 2009 16:59)

    Hallo Ihr Beiden! Ich muss ja sagen, ich werd langsam zu einem Blog-Junkie... Gucke fast täglich rein und finde es total spannend von hier aus Eure Route zu mit zu tracken. War selber gerade (na ja ein paar Monate ist das auch schon wieder her) in Goa und finde Eure Idee dahin zu fahen total genial. Ich wünsche Euch eine gute Fahrt und träume dabei davon, selber mal ein Jahr auszusteigen...
    Viele Grüße aus Eurer alten Heimat!

  • #4

    Jörn (Freitag, 09 Oktober 2009 19:08)

    Hallo ihr beiden,
    mal was technisches: falls ihr keine Freilaufnaben an der Vorderachse habt, vermeidet es lieber, auf trockener Asphaltstrecke im Allradbetrieb durch die Serpentinen zu fahren. Das gibt durch das dann gesperrte Verteilergetriebe Verspannungen im Antriebsstrang.
    Gute Weiterreise
    Jörn

  • #5

    Hase (Freitag, 09 Oktober 2009 19:34)

    Ich dachte, ihr wolltet ein paar Tage in Rovinj
    bleiben? Seid ihr denn in der Altstadt gewesen, dort wo wir die neonblaue und die neongelbe Kette ;) mit unseren Namen bekommen haben?... und seid ihr gar nicht in Monsena gewesen?

  • #6

    Thomas D. (Freitag, 09 Oktober 2009 19:52)

    Auch mal nein sagen zu können...

  • #7

    dörte (Sonntag, 11 Oktober 2009 11:06)

    schwarzbrot, musik, mit freunden lachen und tanzen und das folgende sichert mir hoffentlich die postkarte: proseccoabende mit amelila, oles gepupse und tills "astreini"

  • #8

    heidekraut (Sonntag, 11 Oktober 2009 22:12)

    @Hase: 2 Tage Rovinj reichen aus! Monsena hatte leider zu. Klar waren wir in der Altstadt, habe Till natürlich sofort die Ketten-Story erzählt!! :-)))

    @Jörn: Danke für deine technischen Tipps! Diese sind jederzeit sehr willkommen! :-)

  • #9

    marius (Montag, 12 Oktober 2009 02:53)

    ich muss meinem vorposter axel klegien zustimmen - ist bei mir auch so! ich hoffe, ihr haltet das bloggen weiterhin durch! so gesehen ist die internetsucht ja auch etwas praktisches.

  • #10

    Kasselmann (Montag, 12 Oktober 2009 17:31)

    Tip Top Blog!!
    Luxus auf den man nich verzichten kann?
    >>>>>>>>>Internet - Musik<<<<<<<<<<<<<
    Ohne kann man sich ja gleich in einen Bergsee stürzen.
    Gute Reise Weiterhin

  • #11

    bumblebee (Montag, 12 Oktober 2009 21:03)

    Mit Eurem Blog schafft Ihr es noch, dass sogar ich eine gewisse Internetsucht entwickle! Ich freue mich über jedes Wort und jedes Erlebnis. Herrlich!

    Ich könnte niemals mehr auf Coca Cola verzichten. Will ich auch nicht!

    Tausend Küsse and keep on trucking!