Verzauberndes Istanbul

Früher unter dem Namen Byzanz und Konstantinopel ist Istanbul heute eine quirlige Stadt, die Altes und Neuse so bunt miteinander vermischt, dass man davon nicht genug bekommen kann. Istanbul – die Stadt zwischen zwei Kontinenten sollte ein perfekter Einstieg in die islamische Kultur werden. 

 

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Mit dem Gesang des Muezzins, der aus dem Lautsprecher des Minarett Turms hinter uns zum Gebet aufrief, wurden wir am Montagabend auf unserem Parkplatz begrüßt. Dieser singt zweimal am Tag : einmal Mittags, einmal Abends. Wer denkt, dass die Stadt dann still stehen würde,  hat sich getäuscht. Lediglich das Radio wird ausgemacht oder beim Fernseher der Ton abgedreht, ansonsten geht alles weiter seinen gewohnten schnellen Gang.

 

Den hohen Eintrittsgeldern sei dank, wird hier schnell die Reisekasse geplündert. Aber wir beschlossen, dass wir Istanbul sehen und erleben wollten und gönnten uns herrliche Tage mit sämtlichen Attraktionen, die dazugehörten. In der Blauen Moschee bestaunte Till den riesigen Teppich, der den gesamten Moscheeboden bedeckte, anstelle der blau-weißen Fliesen, die der Moschee seinen Namen geben. In der Hagia Sofie gab es dann eine Katze, die nicht nur unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern einen ganzen Pulk an Leuten um sich hatte. War sie die Inkarnation von Sultan Ahmet? Wieder steckte ich, wie vor drei Jahren, als ich mit meiner Schwester die Metropole am Bosporus besuchte, meinen Daumen in die Salzsäule und drehte. Ob es mir wieder Glück bringen wird? Drei Wochen nachdem ich das erste Mal meinen Daumen in der Säule drehte, lernte ich Till kennen!

 

Im Topkapi Palast bestaunten wir den Harem, den Privatbereich des Sultans. Seine Gemächer und die seiner schwarzen und weißen Eunuchen, seiner Frauen und vor allem seiner Mutter waren prunkvoll. Wunderbar erhalten konnte man sich das Leben in diesem Palastteil sehr gut vorstellen. Wie z.B. der Sultan mit seinen klappernden Schuhen durch die Bereiche gelaufen ist. Klappernd deshalb, weil sämtlich Frauen ihn nicht ohne Aufforderung sehen durften und somit genügend Zeit hatten, das Getuschel zu unterbrechen und in ihre Gemächer zu verschwinden. Oder, dass die Valide Sultan, die Mutter des Sultan, hier das Sagen hatte und alle Frauen sich um die Mutter bemühten, damit diese sie als Favoritin ihrem Sohn empfahl. Die Favoritinnen konnten dem Sultan dann einen Sohn gebären und würde der Sultan dann einen von ihren Söhnen zum Nachfolger erklären, würde eben diese Mutter die neue Valide Sultan werden. Und die Valide Sultan herrscht über die „Großfamilie“! Ach, es wimmelte hier mit Sicherheit bestimmt nur so vor Intriegen unter den Frauen. Bestimmt besser als Fernsehen!

 

Wir ließen die alten Sehenswürdigkeiten fürs erste außen vor und tauchten ein in die neue Welt von Istanbul. Von der Einkaufsstraße war er kaum zu erkennen, doch als wir in dem Hinterhofartigen Teegarten standen, waren wir hin und weg von der Atmosphäre. Wir waren mittendrin in Istanbul ohne andere Touristen! Hier waren teetrinkende Istanbuler, überwiegend ältere Herren, die entweder Backgammon spielten oder Wasserpfeife rauchten oder beides gleichzeitig. Wir setzten uns in eine Ecke, bewunderten die großartigen Lampen, beobachteten das Geschehen. Ebenfalls bei einem Tee kamen wir ins Gespräch mit einem Türken. der derzeit seinen Cousin besucht, den Teehaus-Betreiber. Er selbst lebt mit seiner ganzen Familie in Braunschweig und zeigte uns ganz stolz seine Aufenthaltserlaubnis in seinem Pass. Seine Arbeit beim Gartenamt hatte er leider verloren. Am Donnerstag würde er wieder zurückfliegen nach Deutschland. Deutschland -  das war für uns in unserem Istanbulrausch ganz schön weit weg. 

 

Im Lonely Planet suchten wir nach einer Wäscherei, denn bei den kalten Außentemperaturen, würde unsere Wäsche niemals trocknen. Tatsächlich empfahl uns der Reiseführer eine Wäscherei direkt um die Ecke und voll gepackt mit Bettwäsche und Co. betraten wir sein kleines Waschcenter. Was für ein Typ! Als Cay und Seker (Tee und Zucker) verließen wir wieder den Waschsalon, durften ihn von nun an Mister Cucumber nennen. Wenn er uns schon neue Namen gab, die er sich besser merken konnte, musste also für ihn wohl auch ein neuer Name her. Zu dem ganzen Spaß waren wir viel Geld los, dafür hatten wir am nächsten Tag zusammengelegte, frische, trockene Wäsche, die weder verwaschen, noch eingelaufen war. Mister Cucumber war sein Geld wert. 

 

Nach einem Besuch im Hamam und einem Frisör ging es am späten Nachmittag auf den großen Basar. Hier gab es alles, was das Herz gebehrte, wofür im Frosch aber niemals Platz wäre. Wir verschoben die große Einkaufs-Tour auf unseren Istanbul-Besuch auf der Rückfahrt und schauten uns trotzdem jede Gasse an. „Good Copy“, wie man uns immer wieder erzählen wollte. „Good Copy“ war auch die Cola, die wir uns bestellten. Da musste selbst die Verkäuferin lachen, als sie uns, statt wohl wie üblich 1 Lira, 2 Lira abknöpfte. Für eine Cola, die von außen so aussah, aber kein Stück so schmeckte. Egal. Neben der Cola und den Augen Allahs blieb es bei einer Strickjacke für Till und ich liebäugelte mit einem Bademantel, der mir derzeit wirklich fehlt. Ich lies ihn hängen, bald werden wir 30 Grad im Frosch haben, da würde ich keinen Bademantel brauchen und er würde im Schrank nur unnötig viel Platz wegnehmen, den man mit anderen schönen Dingen aus Indien füllen könnte...

Da es draußen in Strömen goss, hatte ich meine Gummistiefel an, die an diesem Abend zum Basar-Gespräch Nummer eins wurden. Überall wurde auf meine Stiefel gezeigt und dann heimlich getuschelt. Einer sprach mich tatsächlich an, ob ich das ernst meinen würde, ich wäre doch ein klitzkleines bißchen crazy oder ob ich gleich fischen gehen würde. Ich bin mir sicher, auf unserem Rückweg sehe ich meine Gummistiefel als Good Copy genau hier!

 

Nach diesem ganzen Sightseeing taten unsere Beine weh. Doch wir hatten den Galataturm noch auf unserer Liste für den letzten Tag. An der Galatabrücke aßen wir ein typisches Fischbrötchen und wanderten frisch gestärkt Richtung Galataturm, der an der Spitze des neuen Istanbul zwischen den Häusern und engen Kopfsteinplastergassen herausragte. Ein Glück gab es hier einen Fahrstuhl! Oben angekommen schoben wir uns, mal wieder mit einem Haufen von Touristen mit Lonely Planet unterm Arm, im Uhrzeigersinn um den Turm. 

Es war schon eine beeindruckende Aussicht, die man hier hatte. Unser Blick fiel auf die 1km lange Bosporusbrücke, auf der wir am nächsten Tag den Kontinent wechseln würden. Wahnsinn, dass mitten in der Stadt ein neuer Kontinent anfängt!

Der Gewinner unserer letzten Postkarte ist Christiane! Herzlichen Glückwunsch!

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Kommentare: 1
  • #1

    Jan (Samstag, 21 November 2009 08:26)

    Hallo Ihr Zwei,
    na, da täucht euch mal nicht: In Delhi ist es auch frisch. Keine Ahnung wie das Yahoo-Wetter auf 23-25° kommt. Wir haben lange Jeans und Pullover an. Müsste so um die 15 Grad sein - wann wollt Ihr hier sein? Im Jannuar soll es am kältesten sein.
    Aber Indien ist ja groß - im Süden ist es sicher warm/wärmer wenn ihr hier ankommt.
    Grüße!
    Jan