Hamam - wir nehmen ein türkisches Bad

Da standen wir, in einem großen, dreistöckiger Raum mit Kuppel, oben die Männerkabinen und auf Wäscheleinen hingen zahlreiche gestreifte Hamam-Handtücher zum Trocknen. 110 TL (ca. 55 Euro) hatten wir hingeblättert für eine traditionelle Behandlung. Ich musste rechts durch den Gang hindurch. Männer und Frauen baden getrennt voneinander.

Ich war noch nie in einem Hamam und wußte von Tills erstem Besuch in diesem Bad vor zwei Tagen folgendes: Man wird an die Hand genommen, bekommt ein Handtuch und eine Seife in die Hand gedrückt und wird nach oben in die Umkleidekabinen geschickt. Danach geht es, mit Handtuch umwickelt, wieder runter und man wird ins Bad geführt. Hier legt man sich auf den großen heißen Stein. Irgendwann kommt dann der Bademeister und schrubbt einen ein bißchen hier, ein bißchen da (wirklich nur ein bißchen) und seift einen mit einem riesigen Schaummeer ein. Danach spült man sich selbst mit Wasser ab. Alles gar nicht schlimm.... Und bei Frauen dann doch alles ein bißchen anders:

 

Zu meiner Seife und dem Handtuch bekam ich auch noch eine neue und verpackte Unterhose in die Hand gedrückt. Im Lonely Planet hatte ich schon gelesen, dass die Damen dort Oben-Ohne herumlaufen, aber niemals Unten-Ohne. Sollte mir Recht sein. Meine Umkleidekabine war ein Quadratmeter groß, viereckig und mit kleinem Hocker statt mit Entspannungsliege, wie Till sagte. Die hatten scheinbar nur die Männer. Umschlungen mit meinem Handtuch versuchte ich mir noch passende Gummilatschen auszusuchen, die dort bereit standen,  und quetschte meine Füße in eine gefühlte Größe 37. Größer gab es nicht. Türkinnen haben eben keine großen Füße wie ich mit Größe 42. Ich schlurfte in meinen viel zu kleinen Schuhen die Treppe hinunter mit einem etwas unwissenden Blick. Die Damen verstanden und zeigten mir, wo ich hin musste. Hinter der Holztür verbarg sich also der heiße Stein. Wie gut, dass hier schon vier weitere Frauen lagen. So wußte ich, was ich zu tun hatte: Handtuch ausbreiten (Oben-Ohne interessiert hier wirklich keinen) hinlegen und entspannen. Ich schaute an die Kuppel, von der es heruntertropfte. Dann kamen die Bade-Damen herein. Till hatte extra nachgefragt, hier wurden tatsächlich die Frauen nur von Bade-Damen betreut (der Lonely-Planet hatte gewarnt). Auch sie spazierten nur in Unterhose herum, in den gleichen schwarzen Schlüpfern, die auch wir herumliegenden Frauen trugen. Partnerlook für alle! Ich beobachtete, wie die erste Frau (scheinbar genauso unwissend wie ich) ihren Waschgang bekam. Das sah alles doch etwas anders aus, als Till es beschrieben hatte. Und nun quälte mich wie selbstverständlich plötzlich auch noch meine volle Blase.... Ich hatte keine Zeit dafür, ich war jetzt dran! Ich legte mich auf den Rücken und meine persönliche Bade-Dame rubbelte mich heftig von oben bis unten mit dem rauhen Waschhandschuh ab. Der schwarze Schlüpfer wurde in die Po-Ritze geklemmt, hier wird keine Stelle ausgelassen! Mit einem Klaps auf den Po wurde verdeutlicht, ich sollte mich umdrehen. Und nun bekam ich das Geschrubbe von vorne. „Sit!“ „Yes, Mam!“ Dachte ich und nun wurden meine Arme und mein Hals bearbeitet. Mit einem fragenden Blick zeigte sie mir danach den dreckigen Handschuh. Ich grinste blöd (als ob ich mich nicht waschen würde, ts!), nickte und  musste immer noch so dringend....! Von Till erfuhr ich später, dass ihm auch der dreckige Handschuh gezeigt wurde. Das gehörte also zum Programm. Kein Grund sich zu schämen! Weiter ging es mit kalten Spülgängen und liegend wurde ich dann in eine riesige Seifenblase gehüllt. Das war wirklich herrlich. Eine mir etwas schmerzhafte Massage von Kopf bis Fuß folgte, aber bei Massagen bin ich ein bekennendes Weichei. Danach wurde ich in einem der kleinen separeten runden Nischen abgespült und bekam auch noch die Haare gewaschen. „Finish!“ Und nun durfte ich endlich zur Toilette! Danach hüpfte ich mit meiner zarten, reinen Babyhaut in einen 38 Grad warmen Jacuzzi und war richtig entspannt.

 

Ich kletterte aus dem warmen Becken, holte mir ein Handtuch aus dem Schrank und ging mich umziehen. In der großen Eingangshalle wartete ich auf Till, der sich wenige Minuten später zu mir setzte und ich ihm erzählen konnte, wie unterschiedlich zu seinen ersten Erzählungen mein Ausflug ins türkische Bad war. Auf das Jacuzzi-Becken war er ein bißchen neidisch – das hatten tatsächlich nur wir Frauen. Seine Badeerfahrungen hingegen waren heute morgen ähnlich wie meine. Er war dieses Mal an einen etwas rabiaten Bademeister geraten, der ihm auch erst alle schmutzigen Hautschuppen vom gesamten Körper rubbelte um dann sämtliche Knochen zurechtzurücken, bis alles erst ausgerenkt und dann wieder eingerenkt war! Ein türkisches Bad – wenn man weiß, was auf einen zukommt, kann man das wunderbar noch einmal machen!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    heinrich (Sonntag, 22 November 2009 11:31)

    ich möchte auch mal wieder ins hammam, das ist wunderschöne und perfekte badekultur. die türken beherrschen sie am besten!!