Die iranische Höflichkeit

Ein Iraner ist höflich. Grundsätzlich. Daher muss eine Einladung zum Essen noch längst keine sein.  Auch ist es normal, dass sich sechs Iraner damit beschäftigen, ein klitzekleines Verständigungsproblem zu lösen Das mit der Höflichkeit im Iran geht nämlich so:

Siehe Buch! ;-)

...das mit der Höflichkeit in Deutschland geht so: den Autor (mich) unterstützen und das Buch (Abenteuer Hippie Trail) kaufen. DANKE! ;-)

Wir sind in einem LKW-Schrauber-Viertel in Esfahan. An der ganzen Straße und den Nebenstraßen reihen sich die Hinterhofwerkstätten und Teile-Shops aneinander. Es gibt hier nichts anderes außer die Branche LKW. Natürlich fällt ein Touristenpärchen hier besonders auf. Was wollen sie hier auch, die Sehenswürdigkeiten gibt es im Zentrum. Aber wir haben unseren Frosch auf einem 24 Stunden bewachten Hinterhof-Parkplatz mit Werkstatt stehen, hier soll es Toiletten, Duschen und Internet geben. Das mit dem Internet stimmt und das mit der Bewachung auch. Die besteht nämlich nicht nur aus einem hohen Zaun und Kameras, sondern ab 22 Uhr auch aus zwei Rottweilern, die die ganze Nacht übers Gelände laufen. Wir sind in bester Gesellschaft und verlassen ab 22 Uhr besser nicht mehr den Frosch. Mehr Bewachung geht wirklich nicht. 

Wir sind also tagsüber zu Fuß in diesem Viertel unterwegs auf der Suche nach günstigen Ersatzteilen. Vor einem Schaufenster bleiben wir stehen. Mercedes-Teile für den Frosch, hier sind wir richtig. Wir fragen, was das Blinkerglas kosten würde und bekommen mehrfach die Antwort, dass dies nicht für Autos, sondern nur für LKWs wäre. Eben. Deswegen wollen wir die ja auch haben. Wir gehen rein und entdecken immer mehr, was wir brauchen könnten. Der Chef ist überfordert, sein Angestellter hat Blut geleckt und zeigt uns alles, was er hat. Brauchen wir nicht, haben wir schon. Aber danke, dass endlich einer mit mir als Frau redet! Die anderen vier Männer im Laden amüsieren sich. Als wir bezahlen, werden wir vom Chef zum Essen eingeladen. Man muss aber die erste Einladung ablehnen und dann muss der, der einlädt, aber darauf bestehen. So sind die Regeln. Till sagt also, dass wir einen Hund habe, woraufhin er sich schon von uns verabschiedet. Was lernen wir daraus? Nicht ernst gemeint, nur höflich. 

Gehen wir einen Schritt weiter, was passiert, wenn die Einladung nochmals ausgesprochen wird? In unserem Fall war dies am Abend mitten auf der Straße in eben diesem Schrauber-Viertel. Wir suchten seit 5 Stunden den 24-Stunden-bewachten Parkplatz mit Internet und Werkstatt. Fanden ihn aber nicht und fragen bedeutete, dass Till mit jedem mindestens eine halbe Stunde quatschen musste. Wo kommst du her, was machst du und so weiter. Der Parkplatz? Einfach gerade aus fahren. Es endete damit, dass wir Stundenlang um den Block fuhren. Auch der Trick mit dem Taxifahrer (er fährt vor, wir hinterher) resultierte darin, dass wir 500m um die Ecke gelotst wurden zu einer Werkstatt, die natürlich nicht die war, die wir suchten. Der nächste klinkte sich in unsere Suche ein und prompt kam die Einladung zum Essen in der Stadt. Er bestand ca. 10min auf diese Einladung. Sie war also ernst gemeint, möchte man denken. Wir könnten alle mit seinem Auto mitfahren: er, sein Bruder, sein Kumpel und Till. Natürlich dürfe Tills Frau auch mitkommen. Aber Till hat doch auch noch einen Hund. Ja, der würde natürlich auch mitkommen. Der Mann bestand regelrecht darauf, dass wir fünf in einem iranischen Kleinwagen samt Ole in die Stadt fahren und Essen gehen. Nebenbei bemerkt: alle Iraner haben Angst vor Hunden und dann soll er hinten auf unserem Schoß liegen und dem Fahrer am besten noch in den Nacken hecheln? Gute Idee, zumal wir ja noch nicht mal einen Parkplatz hatten!. Wir merken also, der Iraner kommt nicht mehr aus seiner Einladung heraus, die Höflichkeit verbietet es ihm, jetzt wieder einen Rückzieher zu machen. Also muss der Eingeladene partout die Einladung ausschlagen. Es könnte sonst peinlich werden. Wir schenkten den Jungs jeweils einen unserer Frosch-Pins als Dank für ihre Einladung, die wir nicht annehmen konnten. Doch auch hier ist Höflichkeit wieder Trumpf. Wenn man etwas geschenkt bekommt, muss man etwas zurück schenken. Till bekam ein herrlich duftendes Eau de Toilette: iranisches Kölnisch Wasser. Sehr nett gemeint, aber vielleicht nicht unbedingt Tills Duftnote. 

Apropos Wasser: wir brauchten ganz dringend Trinkwasser und gingen in einen kleinen Laden an der LKW-Teile-und-Werkstatt-Meile. Doch Wasser sahen wir nirgendwo. Keine klassischen Wasser-PET-Flaschen, die in anderen Läden sonst immer verstaubt herumstehen. Nur alkoholfreies Holsten-Bier und Cola. Und nun frag mal nach Wasser, wenn alle nur Farsi sprechen. Wir versuchten es auf Englisch: „Water?“ Entsetzt schaute man uns an: „Wodka?!? No Wodka!!“ Wir mussten lachen. „Aqua, Mineral, Water, Drinking Water, Bottle“ plus Handzeichen – es half nichts. Sie verstanden nicht. Unser letztes Wasser hieß „Vata“ also schrieb Till es auf einen Zettel. Sie verstanden immer noch nicht. Inzwischen waren zwei Männer hinterm Tresen und drei Männer davor damit beschäftigt zu verstehen, was wir denn nun wollten! Nun wurde das Handy gezückt und jemand angerufen, der Englisch sprach, und Till wurde der Hörer gereicht. Till erklärte auf Englisch was los war und gab den Hörer zurück. Dann legte der Mann auf, lachte und erklärte dem Verkäufer, dass wir Wasser haben wollten! Einfach nur Wasser! Nun mussten alle lachen! Dann schrieb der Mann mit dem Handy „Water“ auf einen Zettel. Schon klar, hätten wir nach „Water“ gefragt, hätten wir sofort „Water“ bekommen....

GEWINNSPIEL

Der Gewinner unserer Postkarte aus Pakistan ist....unglaublich aber wahr und tatsächlich gelost und bei uns mit Gewähr....Trommelwirbel....wieder "die Hummel"! Herzlichen Glückwunsch!

Und wer von euch möchte die erste Karte aus Indien bekommen?