Pakistanische Fahrkünste: Wir hupen den Weg frei!

Fasten your seat belt! Das gilt seit Pakistan auch für Ole, denn bei der pakistanischen Fahrweise auf den guten und schlechten Straßen dieses Landes wäre es reiner Selbstmord es nicht zu tun. Der Iran im Stadtgebiet war schon heftig und jeder machte seine eigene Spur auf, um als erster einen Meter weiterzukommen. Doch seit Pakistan sind neben Autos, Mopeds, Bussen und LKWs auch Pferde- und Eselskarren unterwegs, wahlweise auch Kamel-Fuhrwerke, Radfahrer, Rikshas und Trecker. Alle, natürlich in alle Richtungen völlig überbeladen, auf einer Straße im für uns wunderbar überschaubaren Linksverkehr. Spiegel sind unnötig, man verlässt sich hier auf sein Gehör. Denn wer von hinten kommt, der hupt so laut und so lange er kann. Der andere wird’s schon hören und entweder aus dem Weg fahren oder sich gar nicht erst auf die rechte Fahrbahn trauen. An den Straßen wird in regelmäßigen Abständen darauf hingewiesen, dass man einen Helm tragen soll.  Aber diese Regel scheint nie für die zwei bis fünf weiteren Moped-Mitfahrer zu gelten. Den Helm trägt nämlich grundsätzlich nur der wohl am meisten gefährdete Fahrer.

Dank eínes Crashkurses im Kamikaze-Fahren war Till nach kurzer Zeit Profi und ich klammerte mich nicht mehr an meinem Griff fest. Diesen Kurs hatten wir der letzten Eskorte nach Sukkur zu verdanken. Dieser Eskorten-Jeep war mit einem fiesen Martinshorn ausgestattet und bretterte voraus. Dass die Straßen mit oben genannten Fahr-und Fuhrwerken vollgestopft war, störte nicht. Die Polizei fuhr mit Vollgas durch die Menge und jeder Entgegenkommende oder zu langsam Fahrende wich in letzter Sekunde immer irgendwie aus. Und hinter diesem Jeep klemmte dicht dran ein riesiger grüner Renn-Frosch. Rücksicht nahmen dank der lauten Sirene alle anderen. So ging es über Stock und Stein, durch Dörfer und über freie Straßen. Es war wie Go-Kart Fahren oder eine Verfolgungsjagd nach amerikanischem Vorbild. Till hatte nach dieser Stunde den pakistanischen Führerschein mit Bravour bestanden und ich war erstaunlich relaxt auf meinem Beifahrersitz. Angeschnallt natürlich, aber ich klammerte mich nicht mehr irgendwo fest. Ab nun war alles erlaubt, wofür man in Deutschland die rote Karte bekommen würde. Im Linksverkehr links überholen machte manchmal sehr viel mehr Sinn, als den LKW vor einem mit Druckluftfanfare von der Straße zu hupen. Dicht auffahren fiel inzwischen unter die Kategorie „Bremsscheiben schonen“ und wer eine Hupe hat braucht keinen Blinker. Natürlich alles in einem gewissen angepassten Mittelmaß, umbringen wollen wir uns sicher nicht. 

 

Ein einziges Mal bin auch ich auf dieser Strecke in Pakistan gefahren. Natürlich wurde die vierspurige Straße nach einem Kilometer zweispurig und führte mitten durch ein Dorf, auf der Straße wieder sämtliche Verkehrsteilnehmer. Geplant war für mich eigentlich die reguläre zweispurige Schnellstraße, auf der ich nichts falsch machen konnte, während Till sein Müsli aß. Nun steckten wir also mal wieder mitten im Verkehr und ich hinter dem Steuer. Ich fuhr vorsichtiger als Till, den Crashkurs hatte ich ja auch nur als Beifahrer gemacht. Ich hupte mir den Weg durch die Menge frei, doch nach fünf Kilometern ordnete Till einen erneuten Fahrerwechsel an. Als Beifahrer gefalle ich mir ehrlich gesagt auch sehr viel besser.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Annik & a million Monkey (Dienstag, 22 Dezember 2009 14:38)

    Und...hat Frosch sich schon in eine dieser
    Schönheiten verliebt?

  • #2

    toby (Samstag, 26 Dezember 2009 11:18)

    ein irres erlebnis. dank eurer schilderung und den bildern, fühl ich mich wie selbst dabei!