Wenn man einfach nur noch in Goa ankommen möchte

Wir haben zusammen am Flughafen gewohnt, durch den Garten meiner früheren Wohnung fuhr unmittelbar der Zug und nun fehlte auf der Liste eigentlich nur noch das Wohnen an der Autobahn. Und auch hinter diesen Punkt können Till und ich jetzt einen Haken machen. Seit Amritsar finden wir jede Nacht unseren Stellplatz direkt am Highway – der Lärm der vorbeiknallenden LKWs und deren melodisch durchdringenden Hupen ist selbst mit Ohropax noch wunderbar zu hören. Neulich Nacht meinte einer der Tankstellen-Jungs, direkt neben unserem Frosch seine Trommel zu spielen. Ein kleines Konzert für zwei schlafende Touristen. Um zwei Uhr Nachts. Herzlichen Dank. Warum wir uns das antun? Wir wollen einfach nur noch nach Goa und das auf direktem Weg. Das einzige, was wir uns auf dem Weg angeschaut haben, war der Rattentempel bei Bikaner. Ziemlich harte Nummer, wenn man Ratten nicht mag, denn diese Tierchen wohnen zu Tausenden im Tempel, werden verehrt und entsprechend gefüttert und so laufen sie einem vor oder über den nackten Füßen herum. Ja, auch in diesem Tempel muss man die Schuhe ausziehen und hat permanent die ganzen Köttel unter den Füßen kleben....

Nach inzwischen fast 14.000 gefahrenen Kilometern und der Geschichte mit den Reifen ist unser einziger Wunsch endlich am Palmenstrand anzukommen. Motor aus, die Sonne und das Meer genießen, keine Landkarten mehr lesen sondern Kingfisher trinken! Und vor allem keine durchgeknallten Inder mehr in Fahrzeugen vor einem, hinter einem oder neben einem auf der Straße. Denn die sind einfach nur purer Stress. Die pakistanische Fahrkunst ist nichts im Vergleich zu der indischen Fahrweise. Die Pakistani sind berechenbar. Da weiß man, dass kurz vor knapp noch ausgewichen wird oder man sie von der Straße hupen kann. In Indien geht das nicht mehr. Gegen Hupen haben die Inder einen automatischen Mute-Knopf im Ohr. Sie hören sie nicht. Auch wenn man ihnen direkt ins Ohr hupt. Da geht selbst ein Fußgänger nicht einen Meter von der Straße runter, er dreht sich noch nicht mal um! 

 

Ich hatte mich schon so sehr an unseren Express Highway gewöhnt. Ganz vergessen, dass es nicht immer vierspurig und relativ glatt geteert ist. Wir hatten darauf vertraut, was Raju gesagt hatte: Die Küstenstraße runter nach Goa über Mumbai wäre tip top und die Landschaft wunderschön. Ganz ehrlich, was interessiert mich die Landschaft, wenn ich jede Sekunde auf der schmalen und schlechten Straße Angst haben muss, dass der entgegenkommene LKW vielleicht doch nicht weit genug auf seine Seite gefahren ist? Und natürlich war es dann wieder soweit: ein entgegenkommender LKW überholte eine Riksha während wir einem auf der Straße herumstehenden Motorrad ausweichen mussten (neben der Straße war ein breiter hübscher Schotterstreifen zum Nothalten, aber das interessiert ja niemanden). Mein Außenspiegel wurde erwischt und knallte laut und mit vollem Einsatz an meine Tür. Der Spiegel zersplitterte in tausend fiese Teilchen. Das war bereits der indische Ersatzspiegel (natürlich nicht TÜV geprüft und ohne Sicherheitsglas), mein erster Außenspiegel wurde kurz nach Amritsar in einer ähnlichen Situation zerlegt. Leider diesmal mit dem Unterschied, dass mein Fenster heruntergekurbelt war und die Splitter nun durchs Fenster flogen. Es erwischte meinen Arm, der danach rot gesprenkelt war von kleinen Schnittwunden. Till musste den einen oder anderen Splitter mit seiner Taschenmesser-Pinzette herausziehen. Ganz ehrlich, wen interessiert da noch die Landschaft? Mich nicht mehr. 

 

So schlengelten wir uns also über den Highway 17 durch die Berge, mal mit 60km/h, mal nur mit 40km/h. Es kam ganz darauf an, welcher indische Kleinwagen sich beim Überholen in die Lücke vor uns quetschte, weil der LKW von vorne mal wieder so plötzlich erschien. Und statt dann bei der nächsten Gelegenheit den Überholvorgang fortzusetzen, wurde erstmal nach hinten gegafft, das Handy raus gehalten und Fotos gemacht! Es war nichts geworden? Dann wurde halt noch langsamer gefahren, bis wir schließlich überholen mussten, damit auch noch ein Foto von der Seite gemacht werden konnte. Und in dieser Sekunde möchte man dann einfach nur noch schreien, wahlweise reinschlagen. Aber schon ruft einem die Karma-Polizei ins Gewissen und ehe man so richtig in Gedanken ausgeholt hat, was man am liebsten mit diesen Vollidioten auf der Straße machen möchte, lässt man es, tief durchatmend, einfach bleiben. Wir sind halt in Indien. 

 

 

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Kommentare: 10
  • #1

    Hase (Mittwoch, 23 Dezember 2009 12:57)

    Hab eben über eine Stunde sämtliche neuen Berichte gelesen! Toll! Bin froh, dass ihr heile in Goa angekommen seid! Der Schnee schmilzt bei +1C hier ein bisschen weg und ich mache mich gleich mal ans Sachenpacken für die Weihnachtstage in Hannover und Bremen. Geschenke sind eingepackt, inkl. dicker Snowboots für den Spaziergang im Harz am 2.Weihnachtstag. Ob der Weihnachtsmann auch nach Goa kommt? HEGDL

  • #2

    Sascha von Ometzinski (Mittwoch, 23 Dezember 2009 23:35)

    Einfach nur klasse und super spannend. Viel Spass noch und eine gute Reise. Fröhliche Weihnachten!
    Sascha & Gela

  • #3

    Lars (Donnerstag, 24 Dezember 2009 11:52)

    Hey Ihr Drei, frohe Weihnachten!!!! Bin hier gerade in Verden und komme gerade aus der Metropolen Fussgaengerzone! Auf dem Rueckweg bin ich hinter einem Speditionslaster der Firma H. de Boer hintergefahren !!! Also last Euch die Sonne auf den Pelz strahlen und entspannt kraeftig.
    Lars

  • #4

    toby (Samstag, 26 Dezember 2009 12:28)

    ihr seid die geilsten.

  • #5

    is auch egal (Samstag, 26 Dezember 2009 19:28)

    Bei Euren Einträgen über Iran und Pakistan kann man nur kotzen. Provinzlergelaber über Länder, bei denen Ihr Euch nicht mal die Mühe macht, Euch mit der Kultur auseinander zu setzen. Stattdessen Herrenrassengelaber über die einfachen Menschen. Leute wie Ihr sind in Goa richtig aufgehoben. Aber Ihr solltet dahin fliegen, dann erspart Ihr den Menschen Eure Durchreise und dem Internet Euren arroganten Selbstdarstellungsmüll.

  • #6

    bernddasbrot (Sonntag, 27 Dezember 2009 18:36)

    mannomann! Mein Vorredner hat aber wohl ordentlich am Punsch genippt! Aber so ist das Internet: Bühne frei! Jeder darf mal draufkloppen.

  • #7

    Heinz (Dienstag, 29 Dezember 2009 10:24)

    Okay Ole, happy birthaday !!
    Hat der Dicke denn inzwischen abgespeckt?

  • #8

    die Hummel (Dienstag, 29 Dezember 2009 10:53)

    Kaum zu glauben, dass Ihr jetzt schon seit über zwei Monaten unterwegs seid. Euer Blog hat es sehr kurzweilig gemacht. Ich bin schwer beeindruckt. Genießt die Zeit und lasst es Euch so was von gut gehen!!! Dicken Knutscher auch an Ole!!
    Herz, die Hummel

  • #9

    McFlash (Dienstag, 29 Dezember 2009)

    Happy Birthday Ole! Alles Liebe und ich wünsche dir noch viele Latexbälle in deinem weiteren wunderschönen Hundeleben !!!!!!!!!!

    Hundetatzen-Gruss!

  • #10

    Amelie (Samstag, 09 Januar 2010 16:00)

    @ Heinz: Nein, der kleine Ole hat neue Nachbarn gefunden, bei denen er Frühstück und Mittag serviert bekommt, zwischendurch auch gerne kleine Snacks! :-))