Kundenservice auf indisch: Sind wir hier bei "Verstehen Sie Spaß?"

Das Frosch-Thermometer im Fahrerhaus zeigte ab 10 Uhr bereits eine Temperatur von 40 Grad draußen und 37 Grad drinnen an. Über Mittag und bis zum Nachmittag kletterte es draußen regelmäßig auf 47 Grad (einmal sogar auf über 50 Grad!) und bei uns im Fahrerhaus waren knuffige 42 Grad. Durch die Ausstellfenster kam heißer Wind herein und die einzige Abkühlung für Mensch und Tier war unsere in Griechenland gekaufte Wasser-Spritz-Flasche. Die Verdunstungskälte hielt zwei Minuten an, dann musste erneut gesprüht werden. Am Abend hatte sich unser Wohn- und Schlafzimmer auf 40 Grad aufgeheizt und ohne kalten Wind ging die Temperatur nur mäßig runter. Oft mussten wir uns bei 35 Grad in den Schlaf schwitzen. Es war nun definitiv das erste Mal auf unserer Reise Zeit für ein Hotelzimmer – wegen der Klima-Anlage!

In Khajuraho, einem großen Touristenort mit zahlreichen Tempeln mit Kamasutra-Bildnissen, hielten wir an dem Jhankar Hotel gegenüber vom Radisson an. Wir fragten, ob wir ein Zimmer bekommen und Ole mit reinnehmen könnten. Da uns gerade ein indischer Spitz aus einem der Zimmer entgegen kam, war schnell klar: Hunde waren tatsächlich erlaubt und wir checkten umgehend für zwei Nächte ein!

 

Die Klima-Anlage wurde aufgedreht, wir bestellten uns Bier (Till) und Tee (Amelie) und ich holte die Richtantennen für das Internet aus meinem Rucksack. Das wäre doch gelacht, wenn hier nicht irgendwo ein freies Netz wäre, dachte ich und scannte aus dem Fenster. Ich empfing herrliches Radisson-Signal. Leider musste man sich offiziell gegen Geld einloggen. Till ging rüber und fragte im Radisson nach, ob er ein Internetticket erwerben könnte. Doch er dufte nicht, denn von gegenüber durfte nicht gesurft werden. Auch als Till samt Laptop ins Radisson kam inkl. Snack und Getränkebestellung, wollte man Till nicht surfen lassen! Da müsste man erst den Hotelmanager fragen, aber Getränke und Essen könne er ja schon mal bestellen. Und das, obwohl auf deren Webseite eine Log-In Kategorie für Besucher und eine Log-In Kategorie für Hotelgäste war. Bagaluten! Till kam umgehend wieder zurück.

 

Wir fragten in unserem Hotel nach, ob wir an den Computern in der Lobby ins Internet durften. Natürlich ging das nur gegen Geld. Ich kam eine knappe Stunde später zurück und entspannte beim Surfen für eine gute Stunde. Als ich zahlen wollte, wurden mir plötzlich zwei Stunden berechnet. Bitte? Wieso das denn? Weil der Hotelmanager den Computer vor 2 Stunden für uns hochgefahren hätte und wir ab dem Zeitpunkt zu bezahlen hätten. Ah ja. Schon klar. Ich versuchte zu diskutieren. Es brachte nichts. Ich zahlte und ab da begannen die weiteren Stories in diesem Hotel:

 

Die Klimananlage:

Nach einer herrlich kühlen Nacht ging unsere Klimaanlage ab dem nächsten Morgen auf einmal nicht mehr. Wir meldeten dies an der Rezeption. Man schickte uns einen Mann vorbei, der natürlich auf seine indische Art und Weise erstmal wild alle Knöpfe drückte und dann unverrichteter Dinge wieder ging. Man bot uns ein anderes Zimmer an. Wir brachten gerade unsere Sachen in unser neues Domizil gegenüber, als man den Deckel von der Anlage abnahm und feststellte, dass dahinter alles komplett vereist war. Wir könnten in diesem Zimmer bleiben, in 15 Minuten wäre das abgetaut! Nein Danke. Wir zogen gegenüber ein. Als ich am späten Abend an der Rezeption stand, tauchte ein fluchender und richtig wütender Inder auf. Als ich zurück zu unserem Zimmer ging, sah ich den wütenden Inder und ein paar Angestellte in unserem ersten Zimmer. Sie standen vor der immer noch völlig vereisten Klimaanlage! Der arme Inder musste ohne Klimaanlage die Nacht verbringen – das Hotel war in dieser Nacht ausgebucht.

 

Die Sim-Karte:

In Indien bekommt man eine Pre-Paid-Karte nur, wenn man ein Passfoto, eine Passkopie und eine Wohnbestätigung vorlegen kann. In Goa reichte es aus, wenn man einfach nur den Namen von irgendeinem Hotel nennen konnte. Da wir mal wieder eine neue Sim-Karte brauchten, versuchte Till sein Glück in der Stadt. Natürlich akzeptieren sie nicht einfach die Visitenkarte des Hotels. Wieso auch einfach, wenn es mal wieder kompliziert geht? Till fuhr mit der Riksha zurück und fragte nach einer Bestätigung an der Rezeption. Man riss einen DinA4 Zettel in zwei Hälften, es wurde handschriftlich darauf festgehalten, dass Till hier wohnt und das Ganze mit einem Stempel besiegelt. Der nette Mann vom Telefonladen verkaufte Till die Simkarte, verlangte aber trotzdem noch eine weitere Bestätigung auf Hotelbriefpapier, die Till nachzureichen hatte. Zurück an der Rezeption bat Till nach einer Bestätigung auf Briefpapier. Doch der gute Manager war gerade nicht da, man vertröstete Till auf später. Till fragte den ganzen Tag nach, doch der Hotelmanager war immer gerade nicht da. Plötzlich hieß es auch, dass sie gar kein Geschäftsbriefpapier hätten und Till eine solche Bestätigung nicht haben könnte. Am darauf folgenden Tag war der Manager tatsächlich wieder da, der uns ebenfalls weiß machen wollte, dass sein Hotel kein Geschäftspapier hätte....

 

Das Fahrrad:

Till hatte nicht nur eine neue Sim-Karte in dem Telefonladen erworben, sondern auch einen Internet-USB-Stick, der uns von überall aus dem Frosch surfen lassen sollte. Als wir ihn im Hotel ausprobierten, ging er natürlich nicht. Oh Wunder. Till fragte an der Rezeption nach einem der Miet-Fahrräder, die angeboten wurden, weil er keine Lust mehr hatte, wieder auf eine Riksha zu warten. Mit zwei Schlüsseln bewaffnet ging der Mann von der Rezeption zu den Rädern und versuchte sie aufzuschließen. Natürlich passten die Schlüssel nicht und er wusste auch nicht, wo die Richtigen zu finden waren. Nach 15 Minuten typisch indischer Fummelei an den Schlössern um festzustellen, dass die Schlüssel tatsächlich nicht passten, fiel ihm plötzlich ein, wo noch ein Schlüssel sein könnte! Dieser passte auf anhieb und der Mann schob Till das Fahrrad hin – ein Kinderfahrrad, dessen Sattel knapp über Tills Knie ging! Till fuhr Riksha....

 

Die Verlängerung

Da wir noch eine dritte Nacht in diesem kühlen Zimmer schlafen wollten, bevor uns die Straße wieder zurück hatte, fragten wir am Vormittag bei der netten Dame hinter der Rezeption nach, ob dies möglich wäre. Auch zu dieser Entscheidung war sie nicht alleine in der Lage. Der Hotel-Manager musste her und zu Rate gezogen werden. Zum Glück war er tatsächlich gerade da! Er entschied, dass wir noch eine Nacht bleiben durften....

 

Die Speisekarte:

Da wir mit Ole im Zimmer wohnten, bestellten wir uns Mittags und Abends unser Essen aufs Zimmer. In allen Zimmer lagen Speisekarten nur in unserem nicht. Ich ging zur Rezeption und bat um eine Karte. Der Mann an der Rezeption holte seine Kollegin und ich musste erneut meine Frage stellen.. Ob wir denn keine auf unserem Zimmer hätten. Nein. Deshalb hätte ich ja gerne die Karte. Ich brachte sie danach brav zurück. Welch Fehler! Denn als wir sie am nächsten Tag nochmal haben wollten, musste Till drei Mal erklären, dass ich sie am Tag zuvor zurückgebracht hatte! Er musste sogar versprechen, dass wir sie nicht einstecken würden! Als ich dann mit der Essensbestellung an die Rezeption kam, empfang mich die gute Frau mit der erneuten Diskussion über die verflixte Karte....

 

Unsere Lunch-Bestellung:

Ich ging mit der Lunch-Bestellung an die Rezeption. Ich bestellte Veg-Pakora (fritiertes Gemüse). Die Frau guckte mich mit entsetzen Augen an. Und fragte mich in einem ebensolchen Ton der zu ihren Augen passte, ob ich das ernsthaft zum Lunch essen wollte! Ja, das wollte ich. Als ich dann das Gemüse-Gratin bestellte, musste sie erstmal in der Küche anrufen, ob das denn überhaupt gehen würde. Wow, der Koch hatte keine Einwände! Bei meiner Chai-Tee-Bestellung folgte wieder der entsetzte Blick mit dem entsetzten Tonfall, ob ich das wirklich zum Lunch haben möchte. Ja, das möchte ich. Und zudem möchte ich auch wissen, wo hier die versteckte Kamera ist(!!!), dachte ich und ging. 

Dass bei jeder Essenbestellung grundsätzlich die Getränke vergessen wurden, verwundert jetzt wahrscheinlich keinen. Als aber das Gratin, das wir zum Lunch zweimal bestellten, tatsächlich aber nur einmal kam, behauptete die junge Dame hinter der Rezeption, dass es eine große Schüssel wäre – für zwei Personen. Am Abend zuvor war es allerdings noch für eine Person gewesen....

 

GEWINNSPIEL:

Zu jedem neuen Blogeintrag verlosen wir je eine Postkarte. Erzählt uns eure lustigsten oder schlimmsten Hotelgeschichten!

 

Der Gewinner ist Heinz! Herzlichen Glückwunsch! Bitte schick uns deine Adresse per Email zu. Danke!

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Kommentare: 6
  • #1

    Amelie (Samstag, 03 April 2010 06:24)

    So, wie können von unserem zweiten Hotelaufenthalt in Varanasi die Geschichte fortführen:

    1. Wir wollen unser Abendessen aufs Zimmer bestellen, da wir mit Ole nicht ins Restaurant dürfen. Ich gehe also zur Rezeption und frage, wo ich es bestellen kann. Er sagt, ich kann entweder anrufen oder rüber ins Restaurant gehen. Da ich Spaghetti Polognese (Spaghetti mit Gemüse in Sahnesoße /warum nennen die Inder das bloß so??? Da sind doch Fehler vorprogrammiert!) möchte und nicht Spaghetti Bolognese und Sprachmissverständnissen vorbeugen möchte, gehe ich direkt mit unserer Bestellung ins Restaurant. Hier schickt man mich wieder weg, ich möchte doch bitte meine Bestellung telefonisch aufgeben! Ich gehe also zurück zum Zimmer, rufe an und habe den Kellner an der Leitung, der mich zurückgeschickt hat! DAS ist Indien...

    2. Wir sitzen im Garten und bestellen Frühstück. Till einen Banana Pancake (da kann man nicht viel falsch machen) und ich ein Müsli mit Joghurt. Das Müsli kommt in einer großen Schale. Dazu wird ein kleines Schälchen gereicht mit einem Esslöffel Joghurt. Ein bißchen sehr trocken für meinen Geschmack. Ich bitte den Kellner, mir doch noch mehr Joghurt zu bringen, da ich mein Müsli nicht trocken essen möchte. Und er sagt, das würde nicht gehen!! Nach einer Diskussion darüber, dass ich das auch bezahle, erfüllt er tatsächlich meinen Wunsch.

  • #2

    Heinz (Sonntag, 04 April 2010 11:04)

    Namaste Ihr Lieben, ich schaue immer mal gerne hier rein und lese gerne Euer Blog. Ich war achtmal in Indien, auch schon mal ein paar Monate am Stück und ich kann nur bestätigen: Dieses Land ist so absurd, dass eigentlich jeder Mitteleuropäer zwangsweise mal einige Zeit dort verbringen müsste, um seine Heimat schätzen zu lernen. Trotzdem hat es mich immer wieder dorthin gezogen und tut es auch heute noch.
    Frohe Ostern!
    Heinz

  • #3

    Sis (Montag, 05 April 2010 19:01)

    Ich glaube es wird Zeit das ihr nach Nepal kommt!
    Knutscha!!! :)

  • #4

    toby (Dienstag, 06 April 2010 14:09)

    hotels kann ich mir nicht leisten, aber krankenhaus - da hätte ich was: aufgestachelter hass gegen rundumdieuhrtürenknallenundpersonalgenerve, das alles unter starker kortisongabe. yeehaaw - euch gehts gut!

  • #5

    olaf (Mittwoch, 14 April 2010 10:27)

    hey ihr zwei schnuggies, gut schauter aus. till ausser dein bart der geht ma gar nich, das hat mich sogar zum schreiben animiert ;)
    haut den lukas

  • #6

    Christiane (Dienstag, 27 April 2010 00:00)

    In London habe ich ein Zimmer mit Dusche / WC gebucht. Als ich das Zimmer betrat, fand ich dort ausser Feldbett und Waschbecken, kein Badezimmer vor. Nachdem ich mich an der Rezeption beschwert hatte, bat man mich, 5 Minuten zu warten. Danach brachte man mich doch tatsächlich in das gleiche Zimmer zurück. Mitten im Raum hatte man nun eine Dixie-Dusche aufgebaut, die vom Wasserhahn des Waschbeckens mit Wasser versorgt wurde. WC war immernoch nicht vorhanden, ich hatte fortan aber auch keine weiteren Fragen mehr.