Fussball-Fieber in Nepal

Die Welt guckt nach Südafrika – es ist Fussball-WM! Glücklicherweise ist man auch in Nepal absolut Fussball begeistert, auch wenn Nepal keine eigene Fussballmannschaf hat – mal abgesehen von den vielen Jungs und Mädels auf nepalesischen Bolzplätzen. Public Viewing? Auch in Pokhara Lakeside– in vielen Bars und Restaurants wurden sämtliche Spiele auf Leinwand übertragen - nur nicht beim klassischen Stromausfall oder grundsätzlich nicht die späten Spiele, jedenfalls nicht offiziell.

Für das Spiel Deutschland gegen Ghana waren wir extra mit dem Frosch nach Lakeside gefahren und machten uns um Mitternacht auf in die Busy Bar. Die Bürgersteige in Pokhara waren bereits hochgeklappt. Nur vereinzelt sah man noch Menschen auf der Straße. Bei der Busy Bar sah von außen auch alles mehr als geschlossen aus. Doch wir wussten: Hier wurde man mit bestimmtem Klopfzeichen eingelassen, denn eigentlich war es verboten, nach 23 Uhr noch Gäste zu bewirten. Aber für die WM drückte die Polizei scheinbar beide Augen zu, wenn die Bar von außen geschlossen aussah.

 

So hockten wir also hinter verschlossenen Türen, aber Open Air zwischen diversen Touristen und vielen Nepalis an den Tischen und Bänken, schauten auf die große Leinwand und hofften auf einen Sieg für Deutschland. Mitternacht – was für eine unchristliche Zeit für zwei Frosch-Bewohner, die es gar nicht mehr gewohnt waren, um diese Zeit noch auf den Beinen zu sein. Man darf nicht vergessen: um 19 Uhr ist es hier stockfinster und mit der Dunkelheit kommen die Mücken oder der Regen und man macht es sich im Frosch gemütlich, schaut noch ein Filmchen und horcht sehr zeitig an der Matratze. Für Till war es nicht so ein großes Problem die Augen offen zu halten. Doch Mitternacht bedeutete für meinen Körper seit Wochen programmierte Tiefschlaf-Phase. Das Spiel tat sein übriges, es war gähnend langweilig und so schlief ich bereits in der ersten Halbzeit mit dem Kopf auf dem Tisch ein. Shame on me, aber wenigstens gewann Deutschland und ich hatte danach einen dicken Abdruck auf der Stirn von meiner Handtasche….

 

Beim legendären Spiel gegen England waren wir auf 1.600m Höhe in Sarangkot. Alleine, zu zweit, im Frosch mit TV-Karte, die versagte. Mist. Gerade dieses Spiel. Aber das Internet war auf unserer Seite und so hörten wir wenigstens übers Radio, wie die Engländer fertig gemacht wurden. Ein spannendes Spiel! Und ich schlief trotz der Uhrzeit nicht ein!

 

Nun war Deutschland wieder eine Runde weiter. Diesmal hieß der Gegner Argentinien. Ob das gut gehen sollte? Für dieses Spiel verließen wir unseren Berg wieder und planten unsere Besorgungen und Einkäufe in Pokhara so, dass wir das Spiel wieder in Lakeside schauen konnten. Die Uhrzeit war auf unserer Seite, das Spiel sollte um 19 Uhr angepfiffen werden. Am Abend des Spiels hatten wir uns in unserem neuen Lieblingsrestaurant Caffe Concerto (Dauer-Wifi-Empfang, toller Service, die Hunde wurden gemocht und der Frosch konnte direkt vor der Tür im Schatten parken) gerade Pizza bestellt, als der Beamer angestellt wurde. Blauer Bildschirm. Man fummelte hier, fummelte da. Kein Bild. Was wahrscheinlich daran lag, dass gerade mal wieder kompletter Stromausfall in Pokhara Lakeside war und der Restaurant-Generator absolut nix schaffte. Es wurden Kabel ausgetauscht. Es wurde ein Profi geholt. Es wurde weiter gefummelt. Die Pizza kam. Die Jungs hatten noch 15min Zeit, die Übertragung zum Laufen zu bringen. Aber es klappte nicht. Und dann begann das Spiel. Ohne uns. Man vertröstete uns, dass es mit der Übertragung bestimmt gleich klappen würde. Dann schaute Kasper (Overlander aus der Schweiz) auf sein I-Phone: Dritte Minute, das erste Tor war gefallen. Ohne uns. Till wurde nervös. Panik machte sich breit. Till fuhr seinen Laptop hoch und schloss die TV Karte an. Nichts. Der Bildschirm auf der Leinwand im Restaurant war weiterhin blau. Kasper versuchte sein Glück am Beamer. Nichts. Hier konnten wir nicht bleiben. Wir bezahlten ganz schnell die Rechnung und dann ging es los im Eiltempo zu Fuß die Straße runter. Bloß nicht noch ein Tor verpassen!

 

Zur zweiten Halbzeit fanden wir uns in der Busy Bar wieder, die wie erwartet proppen voll war und genügend Power hatte, auf der großen Leinwand das Spiel zu übertragen. Um uns herum: Nepalis in Argentinien-Trikots! Deutschland zeigte es den Jungs aus Südamerika gewaltig. Nach dem 3. Tor wurde am Tisch neben uns das erste Argentinien-Trikot verbrannt. Nach dem 4. Tor flogen kurzfristig Gläser durch die Gegend. Konnten wir jetzt noch jubeln? Doch anders als erwartet, gab es auf die kaputten Gläser keine Kettenreaktion. Die leichte Unruhe vom ersten Tisch wurde ignoriert und nach weiteren fünf Minuten hatte eben dieser Tisch scheinbar von sich aus die Nase voll von Fussball und ihrer Lieblingsmannschaft und sie verabschiedeten sich. Friedlich und ohne großes Aufsehen. Sie fuhren nach Hause. So wie Argentinien.

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Flo (Freitag, 16 Juli 2010 23:08)

    Schön dass ein neuer Eintrag online ist. Bin erst vor kurzem auf euren Blog gestoßen und hab fast alles auf einmal "gefressen" und seitdem sehnsüchtig auf einen neuen Bericht gewartet! Macht Spass hier mitzulesen das Ganze ;)
    Weiter so...

  • #2

    Michaela Thiem (Mittwoch, 21 Juli 2010 18:35)

    Hi Amelie, bei uns gehts jetzt hoffentlich auch bald los. Da ihr den Winter in Goa verbingen wollt sehen wir uns also. Da freu ich mich schon.
    Sag mal, wisst ihr, ob man von Goa aus nach Germany verschiffen kann und was das kostet?
    Hab Eure Seite mal auf unserem Blog verlinkt, vielleicht wollt ihr ja auch mal stöbern.
    http://bus.thorben-schmitt.de/
    Viele Grüsse aus dem heissen Deutschland.

    Grüsse
    Michi