Monsun: Wenn aus Spaß auf einmal Ernst wird (Teil 1)

Mitte Juni begann offiziell die Regenzeit. Laut Lonely Planet sollten die Temperaturen nach den angeblich heißesten Monaten Mai und Juni wieder nach unten gehen und der Regen seinen Höhepunkt im Juli haben. Aber welches Klima hält sich schon an die Richtlinien im Lonely Planet? So hieß es für uns schwitzen und fröhlich sein, denn auch der regelmäßige am Anfang noch mäßige Regen in der Nacht brachte keine Abkühlung. Die Regenzeit in Pokhara zu verbringen ist wahrscheinlich nicht unbedingt die schlauste Weise, schließlich ist Pokhara der Ort, mit dem meisten Niederschlag in diesen Monaten. 

Sämtliche Wolken, die von Indien kommen, regnen sich hier im Annapurna-Gebiet ab – aber deswegen weiterhin in Kathmandu sein, wenn man die schöne Natur am Tag genießen kann – ohne Staub und Lärm und Dreck?  Dann doch lieber den vielen Regen…

 

Oben in Sarangkot verschwanden wir zeitweilig in heftigen Regenwolken. Das war der Punkt, wo die Feuchtigkeit endgültig zuschlug. Unsere Liegestuhl-Bezüge setzten Schimmel an, die Wäsche wurde nicht mehr richtig trocken und unser Kocher entschied sich, nun ordentlich und mit gutem Tempo das Rosten anzufangen. Wir konnten nichts dagegen tun. Bitte halten Sie Fenster und Türen geschlossen – drei Tage Dauerregen prasselten auf uns ein – danach wieder heftige Hitze, die einem das Hirn schmelzen ließ. Nachts wieder Platzregen.Nach einer kurzen Stippvisite in Kathmandu Mitte Juli ging es wieder zurück nach Pokhara. Mark und Jo, unsere Goa-Agonda-Beach-Freunde aus England, waren endlich in Nepal angekommen. Zeit für ein großes Wiedersehen!

 

Gemeinsam ging es auf den Campingplatz in Pame, wo sich inzwischen einiges verändert hatte. Die große breite Kies-Straße war bis dato nur ein ausgetrocknetes Flussbett gewesen. Jetzt rauschte das Wasser aus den Bergen hier herunter und direkt am Campingplatz vorbei. So dicht, dass Mark Angst hatte, plötzlich und über Nacht abzusaufen. Inzwischen muss er über diese Angst selber grinsen, denn der  kleine Seiten-Fluss stieg auch nach heftigstem Platzregen nicht über die Mauern und war eine willkommene Abkühlung für alle. Mit aufgeblasenen LKW-Reifen ging es so manches Mal den großen Fluss herunter – selbst Ole kam jedes Mal mit und schwamm 30 Minuten neben uns her, bis wir wieder an Land gingen und zurück zum Campingplatz liefen! Wir gewöhnten uns sogar an den Schlamm, in dem wir mit unseren LKWs standen. Till legte kleine Stein-Wege, damit wir alle nicht permanent bis zu den Knöcheln im Matsch steckten und baute temporäre Fenster-Vorrichtungen, damit wenigstens zwei Fenster offen bleiben konnten für Frischluft, wenn es nicht zu stark regnete. Das Monsun-Leben in Pame war fein. Heiß und zeitweilig extrem nass – aber dennoch verging die Zeit mal wieder rasend schnell. Und dann war Aufbruch. Aufbruch nach Kathmandu mit kleinem Abstecher nach Bandipur, der es in sich haben sollte.

 

Bandipur - ein kleines ursprüngliches Dorf zwischen Kathmandu und Pokhara auf 1300m Höhe. Wir wollten zwei Nächte bleiben. Es wurden vier. Nicht, weil es so schön war, durch die kleinen Gassen zu laufen und die alte Architektur zu bewundern. Dafür reichten zwei Tage völlig aus. Der Grund für unser Bleiben war das bisher nervenaufreibendste Erlebnis (abgesehen von unserer ersten Nacht im Iran) – unsere Reise drohte mit einem Mal zu Ende zu sein: Frosch Totalschaden. Kaputt. Ende. Aus. Vorbei.

 

Wir standen mit Mark und Jo an dem früheren Marktplatz, wo sich die Kaufleute auf ihrem Weg von Tibet nach Indien oder von Indien nach Tibet trafen. Heute ist dieser historische Platz mit seinen fünf heiligen Feigenbäumen, der ca. 1km vor den Toren von Bandipur liegt, ein Fussballplatz. Ein herrliches Plätzchen. Die Hunde konnten frei herumlaufen, es war überall grün, es war nicht mehr so heiß wie in Pokhara und es wehte ein herrlicher Wind. Selbst die Berge zeigten sich zeitweilig hinter den dicken Regenwolken!

 

In der zweiten Nacht hatte es mal wieder heftig geregnet. Till und ich wollten am nächsten Morgen frühzeitig aufbrechen, um dem heftigen Verkehr nach Kathmandu wenigstens noch ein bißchen aus dem Weg zu gehen. Mark und Jo wollten noch nicht direkt nach Kathmandu sie planten eine Woche Rafting oder Kajak fahren.

 

Um fünf Uhr klingelte der Wecker. Um sechs Uhr startete Till den Motor. Und dann passierte das, womit keiner gerechnet hatte. Till fuhr einen Meter zurück und wir sackten mit dem Frosch ein. Nicht weiter schlimm, wären wir auf einer ebenen Fläche. Doch wir parkten direkt neben einem „Tank“ – einem 10 x 10m breiten und 2m tiefen historischem Wasserauffangbecken, das leer war, und als Till wieder einen Meter nach vorne fuhr, drohte die Randbefestigung komplett einzubrechen.

 

Innerhalb von Sekunden sank der Frosch mit seiner linken Seite ein, drückte die Befestigung immer weiter nach innen und stand dann so schief, dass er jede Sekunde nach links kippen konnte, um 2m tief in sein Grab zu fallen. Die Hunde hatten wir umgehend aus dem Frosch geholt, am Fussballplatz angebunden und weckten nun Mark und Jo. Leider war ihr Truck nicht schwer genug, um uns dort herauszuziehen. Doch wenigstens konnten sie uns mit dem Abschleppseil stabilisieren und dies und ein weiteres Seil, das seitlich am Frosch und an einem Baum angebracht wurde, gaben dem Frosch genügend Sicherheit, dass sich der Schwerpunkt nicht noch weiter nach links verlagerte. Nach vorne hatte der Frosch noch ca. 3m. Dann war Sackgasse. Irgendwie musste der Frosch da rückwärts wieder raus. Aber wie?

 

Uns lief die Zeit davon. Wie lange würde die Wand noch halten bis sie dank der Monsun-Nässe und dem Tonnengewicht vom Frosch kollabierte? Die Wand zu stabilisieren war nicht möglich. Sie war so durchweicht vom nächtlichen Regen, dass schnellstmöglich eine andere Lösung her musste. Aber welche? Die Antwort hatten drei Nepalis, die uns zur Hilfe eilten. 

 

Doch was war die Lösung – und vor allem – war das tatsächlich die Froschrettung oder brach die Wand schließlich doch noch?  Wie geht die Geschichte weiter? Wir sind gespannt auf eure Kommentare und verlosen nach langer Zeit mal wieder eine Postkarte! (Wer die Geschichte schon kennt, möchte sie bitte nicht verraten)

 

Die ganze Geschichte zur Frosch-Bergung inkl. Schadens-Auflistung und sämtlichen Details dieser emotionalen Achterbahnfahrt erzählen wir euch im nächsten Blog. Dieser wird natürlich nicht so lange auf sich warten lassen – versprochen!

 

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Kommentare: 11
  • #1

    SIS (Samstag, 28 August 2010 13:31)

    Hurra, endlich bin ich mal die Erste die was zu sagen hat!!! :)
    Wie Du hörst mitten in der Erzählung auf. Spinnst Du! Wie geht es denn jetzt weiter, wie ging es aus. Ist ja schlimmer als meine daily soap!!!Ich sag mal der Frosch wurde in letzter Sekunde von einer Horde Esel gerettet, die ihn rausgezogen haben... und die Wand brach ein.
    Krieg ich jetzt ne Karte ;)

    Knutscha
    SIS aus Bonn

  • #2

    dieKönigin (Samstag, 28 August 2010 20:24)

    Wie??? Froschrettung im nächsten Blog.

    Ich hoffe der kommt möglichst bald. Ist ja nicht auszuhalten so. Immerhin habt ihr das Happy End schon angekündigt. Und die vielen schönen Fotos entschädigen auch das vorenthaltene 'und das Ende der Geschicht'.... :-)

    Seid gedrückt ihr fünf Süßen!



  • #3

    dieKönigin (Samstag, 28 August 2010 20:30)

    P.S.: Foto 4 ist mein absoluter favourit. Wunderschön. (Neben den Fotos vom schönen Babybauch natürlich)

  • #4

    nicola (Sonntag, 29 August 2010 11:51)

    zum glück kenn ich das end der geschicht, sonst müsste ich ausrasten!!! ich hoffe für all die anderen verfolger eures blogs, das ist jetzt mehr daily soap und nicht weekly soap style:-)
    mein lieblingsfoto (wenn man das bei den schöönen fotos überhaupt sagen kann) nr. 36 ;-)
    bis ganz bald!!

  • #5

    Der Lange (Sonntag, 29 August 2010 17:58)

    Puh, das sieht knapp aus. Ich denke ein paar Eselchen werden das wohl nicht schaffen. Gibt's da nicht auch Arbeitselefanten? Plus Seilwinde und Frosch leerräumen soll das ja wohl klappen ;)
    Mein Lieblingsfoto ist übrigens #27!
    Viel Glück...

  • #6

    Erzengel Gabriel (Montag, 30 August 2010 13:26)

    Oh Mann ... Ihr macht spannend !!
    Da fällt mir nur das hier zu ein:
    http://www.hilde-evolution.de/index.php?Die_gro%26szlig%3Be_Reise/Mongolei&s=106#106
    (runter zu den Bildern scrollen)
    Aber das hätte wohl auch nicht viel geholfen bei der rutschenden Wand.

    Also ich fänds supercool, wenn Euch die Affen vom Tempel da kollektiv rausgezogen hätten ;) Und Ihr auf Ewig zum heiligen Affenglauben konvertiert hättet *uhuhughuh* ;)
    Oder hattet Ihr vom Obi noch instant-Zement dabei ?
    Oh mann, zum Glück ist Euch das nicht nachts beim schlafen passiert !!

    Hey, das mit dem Babybauch ist ja superschön ... so hab ich mir das auch vorgestellt ... kriegt das kleine die ersten 9 Monate nichts außer pure Lebensfreude und Abenteuerlust mit, hat schon die halbe Welt bereist, bevor es überhaupt das erste Tageslicht erblickt ;) Und ein paar Herzraser und -aussetzer, aber das gehört zum Leben wohl dazu.

    Irgendwie ist es wohl dämlich, Euch jetzt noch die Daumen zu drücken, wo Ihr schon lang wieder draussen seit, aber meine Hände hören nicht auf mich *daumen.drück* Also her mit dem neuen Blog-Eintrag !

    Liebe Grüße aus dem verregneten Hamburg,
    vom Erzengel

  • #7

    michi (Montag, 30 August 2010 17:21)

    Hallo Ihr zwei, schöne Bilder aus Nepal. Haben uns letzte Woche mit Sina und Andre getroffen, hoffe wir treffen uns alle im Dezember in Goa. Amelie, bist Du echt schwanger?
    Viele Grüsse aus Deutschland, hier ist auch Monsun....und kalt.
    Michi

  • #8

    team-ferdinand (Dienstag, 31 August 2010 14:50)

    Oh-Gott-oh-Gott-oh-Gott!!!! Ich glaub, da konnte Euch nur noch der Yeti rausholen - falls der überhaupt so weit aus den Bergen rauskommt...
    Lasst uns bitte nicht so lange auf die Auflösung warten!!!
    LG Steffi

  • #9

    Christin und Thomas (Mittwoch, 01 September 2010 23:49)

    Hallo Amelie, wir dachten, du bist dauerhaft im 3.Monat.....damit die Inder und Iraner glücklich sind!
    Eure Bilder und Berichte machen uns schon ein wenig wehmütig....aber egal: Dezember gehts nach Südamerika!

  • #10

    Fe (Donnerstag, 16 September 2010 10:41)

    Hallo ihr beiden!
    Ist ja ne gigantische Reise die ihr da macht, ich hoffe, dass ich sowas auch mal machen kann! Habe den kompletten Blog die letzten Tage verschlungen/miterlebt und bin einfach fasziniert! :-)
    Freue mich auf weitere Berichte und wünsche euch weiterhin viel Glück und viel Spass beim Trip eures Lebens!
    Grüße aus Ingolstadt

  • #11

    die Hummel (Samstag, 18 September 2010 20:10)

    Ha, einen Vorteil hat es, wenn man erst nach Tagen dazu kommt, zu lesen. Immerhin steht der zweite Teil schon drin und es nimmt ein gutes Ende. WAhnsinn! Und was für eine geile Idee mit den Holzplanken. Abenteuer!!!! Herz, die Hummel