Danke für die schöne Zeit, Nepal!

„180 Tage in Nepal sein? Was sollen wir denn ein halbes Jahr in diesem klitzekleinen Land machen? Bist du verrückt?“ Das war Tills Aussage vor unserem Aufenthalt in Nepal. Es ging aber ja nicht anders. Wir mussten 180 Tage raus aus Indien, Verschiffung nach Australien war zu teuer, Weiterreisen nach China zu teuer und für mich mit Babybauch nicht machbar (wir hätten über 5000m Pässe gemusst und als Schwangere darf man nur max. 2000m in die Höhe wegen der Sauerstoff-Versorgung). Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf ein halbes Jahr in Nepal einzustellen. Und jetzt, nach 6 Monaten in diesem Land, fragen wir uns, wo die Zeit eigentlich geblieben ist!

Als wir im April über die Grenze nach Nepal kamen und das verrückte Indien mit seinen hohen Temperaturen hinter uns ließen, mussten wir erstmal durchatmen. Endlich fand das Leben wieder hinter dem Bürgersteig statt, die Verkehrsteilnehmer waren auf einen Bruchteil reduziert, die Temperatur wieder auszuhalten und die Distanz zwischen Einheimischen und Frosch wieder auf ein angenehmes Niveau heran gewachsen. Wir brauchten Entspannung!

 

  Zwei Monate am Stück verbrachten wir in Kathmandu. In den ersten Tagen oder Wochen nutzten wir die Zeit um runterzukommen von den letzten Indien-Strapazen, dann warteten wir auf Reparatur-Maßnahmen am Frosch. Till kaufte sich ein Motachi-Mountain-Bike und erkundete die Gegend. Wir lebten im Smog, im Werkstatt-Dreck, erlebten unseren ersten Generalstreik, entdeckten Kathmandu und sehnten uns nach frischer Luft und grüner Natur! 

 

Die Natur, die Berge, die frische Luft – aber auch den Regen – fanden wir in Pokhara. Ein touristisches Naturparadies – hier konnten wir es gut aushalten! Anfangs war der Regen noch zu ertragen. Es regnete Nachts, tagsüber war es heiß. Später regnete es irgendwie permanent. Wir konnten ein paar Blicke auf die Annapurna-Gebirgskette erhaschen, bevor sie wieder in Wolken verschwand und waren jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie nah wir dem  Himalaya waren. Inzwischen können wir den Regen nicht mehr sehen und fragen uns, wann der Monsun tatsächlich zu Ende ist – offiziell ist er das nämlich schon seit ein paar Wochen.

 

Wir sind um eine eigene „Landslide“-Erfahrung in Bandipur reicher, haben 12 Stunden um unseren Frosch und unsere weitere Reise gebangt und sind dann doch mit einem blauen Auge davon gekommen. Insgesamt sind wir die Strecke zwischen Kathmandu und Pokhara 6 Mal gefahren. Jedes Mal 7 Stunden für 200km. Die nepalesischen Fahrgewohnheiten stehen den indischen in Nichts nach – sie fahren wie die Wahnsinnigen und hoffen wohl auf einen guten Schutzengel. Meinen Außenspiegel hat es auf den Fahrten zwischen Kathmandu und Pokhara übrigens 4 Mal erwischt.

 

Das letzte Mal sind wir nach Kathmandu geflogen, um unsere Pässe etc. abzuholen. Die Straße war in den vergangenen Tagen durch Landslides gesperrt und wir hatten keine Lust das 7. und 8. Mal hier lang zu fahren. Auch dies war eine interessante Erfahrung, dachten wir doch: mit dem Flugzeug geht es schneller! Auf dem Hinweg hat es auch geklappt, für den Rückweg mussten wir allerdings 24 Stunden Wartezeit einrechnen, da der Flughafen in Pokhara aufgrund des Regens geschlossen wurde. 

Neben der Natur sind es die Menschen, die Nepal zu etwas Besonderem machen. Sie sind unglaublich freundlich und begrüßen einen mit einem respektvollen „Namasté“, während sie einen dabei höflich anlächeln und die Hände zum Gruß falten. Man beantwortet ihnen gerne die Frage, wo man herkommt, denn das penetrante „Which country? Which country?“ hört man hier kaum bis gar nicht. Natürlich gibt es auch einige Taxifahrer, die einen gegen horrende Summen gerne irgendwo hinfahren. Aber die meisten lassen mit sich verhandeln und merken schnell, wenn man sich mit den Preisen auskennt. Und wenn es immer noch zu teuer ist, muss man ja nicht einsteigen.

 

Die Froschtüren wurden kaum bis gar nicht abgeschlossen, Angst, ausgeraubt zu werden hat man hier nicht.

 

Nepal hat uns leider auch viel Geld gekostet: Visa-Gebühren, Arztrechnungen, Werkstattrechnungen, Stellplatz-Kosten und auch Lebensmittel sind hier nicht gerade billig. Dennoch war die Zeit in Nepal eine der Schönsten auf der Reise, denn:

 

Mit Nepal haben wir nicht nur Ford bekommen, sondern auch ein neues Lieblingsland! Danke, Nepal, für die schöne Zeit!

 

GEWINNSPIEL

 

Was ist euer Lieblingsland? Wo könntet ihr 6 Monate verbringen?

Kommentar schreiben

Kommentare: 7
  • #1

    team-ferdinand (Mittwoch, 17 November 2010 15:08)

    Marokko – ganz klar Marokko... zumal wir uns drauf einstellen müssen, dass der Aufenthalt kommenden winter länger wird als geplant, wenn sich die Lage in der Westsahara nicht beruhigt...

    Trauere ein bisschen um den armen 508 auf Bild Nummer 14 :-(

    Grüße aus dem novembergauen Kölle
    Steffi

  • #2

    katja mügge (Mittwoch, 17 November 2010 21:10)

    endlich mal wieder ein Bericht aus der Ferne! Juhu!
    Hoffe es geht euch soweit gut. Till, dir noch mal Glcükwunsch nachträglich!

  • #3

    katja mügge (Mittwoch, 17 November 2010 21:12)

    ich nochmal...es gibt sooo viele schöne Länder... Südafrika, Norwegen, England, Griechland... Dörverden!

  • #4

    Cathrin Eßbach (Donnerstag, 18 November 2010 00:04)

    Lieblingsregion wäre passender: jedes Land des nahen Ostens! Iran,Jordanien,Syrien. Gastfreundschaft ist umwerfend, Kultur und das Essen! Aber soviele Länder, die ich noch nicht kenne, da wird mich in den kommenden 40jahren noch ganz sicher vieles überraschen. Ich wunsche euch noch viel glück!

  • #5

    Der Lange (Montag, 22 November 2010 13:34)

    Schön mal wieder 'was von euch zu lesen!
    Für 'n halbes Jahr könnte ich mir Argentinien gut vorstellen. Dort gibt es alle Klimazonen und sehr leckeres Essen.

  • #6

    toby (Dienstag, 23 November 2010 00:03)

    kukuk. mein heimatland deutschland. oft umstritten und gehasst, liebe ich es doch eigentlich so sehr, dass ich nun schon ueber 40 jahre hier verbringe. aber zum ankukn ist die restliche welt natuerlich grandios. besonders die, die ich mit den eigenen fahrzeugen bereisen kann. abfahn!

  • #7

    Stefan (Samstag, 12 Februar 2011 15:15)

    Nepal bietet so viele Sehenswürdigkeiten und so viele Nationalparks, dazu eine einzigartige Bergwelt, da kann man 180 Tage locker ausfüllen.