
Es war über ein Jahr her, dass wir durch Pakistan gefahren sind. In der Zwischenzeit gab es im Sommer eine Flutkatastrophe, die Brücken und Straßen zerstört hatte. Wie würde die Fahrt wohl diesmal laufen? Waren die Straßen schlimm? Würden wir genauso schnell durchkommen wir beim letzten Mal? Wie würde es mit den Bucheintragungen und Polizeieskorten sein? Wir waren gespannt, wie Pakistan auf dem Rückweg für uns laufen würde.
Mit dabei war diesmal Familie Weil. Auf dem Hinweg war Marion mit den Kindern Marla und Luis geflogen und Patrick alleine durch Pakistan gefahren. Für die Heimreise schlossen wir uns nun zusammen und stellten schnell fest, dass wir zum Konvoi-Fahren und gemeinsamen Reisen sehr gut zusammen passten. Das kann nämlich auch anders laufen, wenn man die Erfahrungsberichte von anderen Reisenden hört und die Konvoi-Partner mit Stress-Situationen unterschiedlich umgehen, man eine unterschiedliche Vorstellung von morgendlichen Abfahrtszeiten oder generellen Zwischenpausen hat oder schlimmstenfalls die Mitreisenden durch unüberlegte Aktionen in Gefahr bringt. Glücklicherweise passten wir aber sehr gut zusammen, das frühmorgendliche Aufstehen war für alle kein Problem und die regelmäßigen Pausen für Kind und Kegel sowie die 4 Hunde musste nicht diskutiert werden, sondern waren selbstverständlich. So war unsere Pakistandurchfahrt sehr entspannt und hat mit den Weils wirklich Spaß gemacht.
Vom pakistanischen Zollhof ging es früh morgens zum Sonnenaufgang los durch Lahore. Das abendliche Ziel hieß Multan, hier wollten wir wieder beim Sindbad Hotel stehen. Dort eingetroffen wurden wir leider abgelehnt, aber die nette Dame an der Rezeption kümmerte sich um eine Alternative um die Ecke. Ebenfalls ein Hotelparkplatz. Till und ich nahmen uns mit Theo ein Hotelzimmer, da der Weilsche „Wachhund“ Ellie läufig war und unser kleiner Fordi scharf auf sie. Das hieß, er jaulte des Nachts in einer Tour und wir konnten nicht mehr schlafen. Das Hotelzimmer entpuppte sich aber als noch schlimmer, ohne Fenster und Klimaanlage hätte der Ventilator permanent laufen müssen. Für Theo irgendwie nicht das Gelbe vom Ei – die super stickige Luft allerdings auch nicht. Nachts um 1 Uhr zogen wir wieder um in den Frosch, da war Fordis Liebeskummer tatsächlich besser zu ertragen.Am nächsten Morgen ging es weiter nach Sukkur – immer noch ohne Polizeieskorte und ohne nervige Bucheintragungen! Wir kamen sehr gut voran. Nach der Hälfte der Strecke wurde es allerdings recht holprig, Schlaglöcher ohne Ende, so dass wir für das letzte Stück nach Sukkur eine gefühlte Ewigkeit brauchten. Trotzdem schafften wir es vor Sonnenuntergang am Circuit House in Sukkur einzutreffen. Auch hier war es wieder kein Problem, die Nacht zu verbringen. Die Jungs kannten uns noch vom letzten Mal. Wieder schlugen wir hier mit 4 Hunden auf – und wieder einmal war es kein Problem. Je mehr Hunde, desto weniger Diskussion über eben diese schien es zu geben.
Nach Sukkur kam eine recht heftige Strecke. Drei Stunden für 100km – die Strecke war mehr als schlecht, aber trotzdem ging es irgendwie. Und dann wurde es spannend. Wie war die Umgehungsstraße von Jakobabad? Diese sollte richtig schlimm sein. Glücklicherweise war hier nur ein fieses Sandstück von ca. 100m, was wir mit Allrad-Zuschaltung ganz einfach durchqueren konnten. Nicht so die zahlreichen pakistanischen LKWs. Reihenweise blieben sie stecken, einer kippte sogar um!!
Durch die Berge ging es weiter nach Quetta. Die erste Bucheintragung! Aber keine Eskorte, wie auf dem Hinweg. Komisch, dass es auf dem Rückweg plötzlich gar nicht mehr gefährlich war. Leider
hatten wir für diese Nacht keinen Stellplatz in Aussicht. Das Bloomstar-Hotel hat eine zu niedrige Einfahrt für Wilby und das Lourdes Hotel nimmt keine Overlander mehr. Wo also stehen? Patricks
Vorschlag, es an der Mautstation hinter Quetta zu versuchen, klappte einwandfrei! Keine Polizei, die uns wegschickte oder auf einen Polizeihof mitnahm. Alles easy going!Auf dem Weg nach Dalbandin
am nächsten Morgen, unserem letzten Zwischenstopp vor der Grenze, ging es dann los mit der Polizeieskorte. Zuerst fuhren sie im Jeep vor, danach gab es immer einen Mitfahrer für die Weils. Da wir
nämlich keinen Sitzplatz in unserem Frosch hatten, mussten sich Patrick, Marion und die Kinder jedesmal bereit erklären, den bewaffneten Pakistani mitzunehmen. Und dieser musste sich dann, ob er
wollte oder nicht, auf der Rückbank, die eigentlich Ellies Hundekörbchen war, bequem machen! Für uns bedeutete dies: je mehr Eskorten bei den Weils mitfuhren, desto höher unsere
Effes-Bier-Schulden für die Weils. (Der Schuldenberg häufte sich übrigens bis Bam im Iran, hier war die permanente Polizeieskorte zum Schluss richtig nervig.)
In Dalbandin angekommen, erwies sich Patrick dann wieder als Einpark-Profi. Mit seinem fast 8m langen Wilby schaffte er es tatsächlich auf den Hinterhof des Al-Dawood Hotels. Es war Zentimeter-Arbeit um diese Ecke herumzukommen und sich dort nicht zu verkeilen, aber Patrick lenkte seinen LKW vor und zurück, als säße er hinterm Steuer eines kleinen PKW! Wieder turnten unsere 4 Hunde kurze Zeit später auf dem Hinterhof herum und wieder schien es so, als füge sich der Hotelbesitzer einfach seinem Schicksal und akzeptierte ohne Murren unsere Hundebande!Nach Taftan zur Grenze waren es jetzt nur noch 300km – feinster glattgebügelter Teer! Immer noch mit mitfahrender Eskorte, aber das wohl einfachste und schnellste Stück in Pakistan.
Wenn man die Rückfahrt durch Pakistan mit der Hinfahrt vergleicht, so war diese wirklich einfach und entspannt. Wir hatten unsere Tagesziele jedesmal geschafft, kannten unsere Stellplätze (bis
auf Quetta) im Vorfeld und wurden nicht permanent durch Bucheintragungen oder Eskorten-Wechsel aufgehalten. Und auch die Straßen waren machbar. Nach zwei
einwandfreien und gut vorbereiteten Durchfahrten durch Pakistan können wir sagen: Angst braucht man bei der Durchquerung mit dem eigenen Fahrzeug wirklich nicht zu haben!
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