
Die Ausreise aus dem Iran stand bevor. Früh zum Sonnenaufgang startete der Bus. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ - Aber den Spruch kennt die iranische Polizei wohl nicht – keine Eskorte für das erste Stück. Und als uns eine aufgedrückt werden sollte, kamen wir doch ohne weiter. Yeah! So schafften wir es bis mittags zur Grenze. Aber wo waren die Biker? Per SMS erfuhren wir, dass sie gleich nach dem sie nach dem Frühstück in Bam aufgebrochen waren von einer Eskorte abgefangen wurden. Und das bedeutete nichts Gutes, was das Timing betraf.
An der Umgehungsstraße von Zahedan mussten die Bikes ein letztes Mal tanken. Doch die Polizeieskorte war strikt dagegen. War klar, denn die wollten die Biker komplett durch Zahedan lotsen – von Revier zu Revier zu Revier zu Revier und dann am besten noch in ein teures Hotel, weil man dann ja eh nicht mehr über die Grenze kommen würde.
Die Biker zogen es durch, sie fuhren der Eskorte davon! Nach 20km dann leider der nächste Kontrollpunkt – und diese Polizei-Jungs waren not amused, dass die Biker ohne Eskorte unterwegs waren. Nun hieß es für alle: rein ins Polizeirevier und dann einzeln zum Gespräch und zum Foto! (Nein, zum Glück ohne Kennzeichnungs-Nummer, die man in der Hand halten muss!) Genau zu diesem Zeitpunkt erreichten wir Werner auf dem Handy. Denn wir steckten inzwischen mitten in der Diskussion, dass wir ausreisen sollten und die Grenzer wollten uns unbedingt loswerden!
Aber das ging ja nun nicht, schließlich hatten wir das ganze Gepäck und auch die ganzen Carnets. Werner und ich reichten die Handys an unsere jeweiligen Gegenüber weiter. Wir erfuhren nie, was dann von der Polizeieskorte und dem Grenz-Chef besprochen wurde, denn es änderte sich gar nichts. Auch als Werner nochmal anrief und wir nochmal an die Chefs vom Dienst weiterreichten standen wir mit großen Fragezeichen wieder da. Im Endeffekt mussten wir direkt vorm Zoll-Haus parken, Jürgen und Eva schliefen in den „Gäste“-Betten im Zimmer zusammen mit dem Zöllner und am nächsten Morgen hieß es: auf ein Neues. Man würde ja denken, es würde dann ganz schnell gehen, so wie uns die Jungs loswerden wollten – aber dem war dann am nächsten Morgen einfach mal gar nicht mehr so.
Die Biker waren recht schnell abgefertigt. Doch der Bus durfte nicht einreisen. Natürlich war mal wieder das Problem die berühmtberüchtigte Tankkarte und Straßenbenutzungsgebühr. Wir hatten ja keine Tankkarte. Wir brauchten ja auch keine. Aber das sahen die Grenzer ganz anders. Wir standen am letzten Schlagbaum. Natürlich mal wieder in der brütenden Hitze und der Bus entwickelte sich zu einer heißen Büchse. Wir hätten jetzt 600 Euro zu bezahlen. Ja, genau. Und wofür? Dieselsteuer. Nur einer konnte ein paar Sätze Englisch. Und das war mal wieder hervorragend für die Verständigung. Es ging gar nichts voran. Till erklärte mehrfach, dass wir ja auch Gas tanken und zeigte den großen Gastank. Stimmt ja auch. Irgendwie. Dass wir damit nicht fahren, sondern nur heizen oder kochen, musste ja keiner erfahren. Stundenlange Diskussion. Dann sollten wir plötzlich wieder zurückfahren. Nichts da. Wir blieben stehen. Ich war extrem wütend. Gestern sollten wir bitte ganz schnell ausreisen und jetzt ließ man uns nicht? Till schlug vor, den Tränen-Joker zu ziehen. Ich heulte also und bat die Grenzer unter Tränen uns doch bitte endlich weiterfahren zu lassen. Ganze dreimal zog ich den Joker. Und danach wollten die Grenzer weder mich noch die inzwischen auch nölenden Kinder mehr dabei haben. Hatte also nicht wirklich was genützt und jetzt war mir tatsächlich erst richtig nach heulen zumute.
Nun sollte Till etwas unterschreiben, was wir natürlich verweigerten. Schließlich konnten wir das nicht lesen, was auf dem Zettel stand. Dann wollte einer den Dieselstand messen. Ja, bitte. Da muss gar nicht viel gemessen werden. Deckel auf, gesehen, dass bis oben hin voll ist und fertig. Und irgendwann, als die Jungs dann endlich Feierabend machen wollten, durften wir plötzlich fahren. Ohne zu zahlen, ohne etwas zu unterschreiben. Danke! Unsere Nerven lagen nach diesen ewigen Diskussionen mit den Iranern blank, wir wollten jetzt einfach nur noch da rüber und endlich am Zollhof Pakistan parken und runter kommen. Das dauerte dann aber auch nochmal zwei Stunden.
Erst als wir dann alle endlich am Zollhof Spaghetti essen konnten und die Zelte und Luftmatrazen aufgebaut waren, konnte man nach zwei Tagen das erste Mal richtig durchatmen.
(Fotos: Harald E., Daniel, Amelie)
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Matthias F. (Mittwoch, 07 November 2012 22:21)
Das war ja richtig nervenaufreibend. Oh Mann. Freut Euch auf Goa. Wir sind in Gedanken bei Euch! Gruß auch an Werner und Sven
goawolff (Mittwoch, 28 November 2012 12:14)
Bild 7)
.... mich wunderts immernoch dass Daniel wie wir alle durch das Einreiseprozedere musste... und nicht wie ein Einheimischer behandelt wurde...
Dia Mohn (Montag, 06 Februar 2017 10:04)
It's fantastic that you are getting thoughts from this paragraph as well as from our argument made at this time.