„Kondäischa! Kondäischa!“ – ich kann Portugiesisch

Ich mag Portugal und ich mag die Portugiesen. Selten trifft man so freundliche, hilfsbereite und vor allem so kinderliebe Menschen. In Frankreich muss man sich mit seinem Schulfranzösisch immer tierisch einen abbrechen, hier möchte man am liebsten sofort einen Portugiesisch Kurs belegen um sich mit ihnen fließend in ihrer Landessprache zu unterhalten – auch wenn fast alle gutes Englisch sprechen.

Unser Womo-Führer versprach in Coimbra am Stellplatz „Parque Verde“ nicht nur Ent- sondern auch Versorgung. Sprich: Wassertanken. Leider war das Ganze nicht mehr wirklich aktuell und auf dem großen Schild die Abbildung des Wasserhahns mit zwei schwarzen Klebestreifen durchgeixt. Unsere Tanks waren aber nun mal komplett leer und ohne Wasser keine Toilette, keine Dusche, kein Kochen, kein Abwasch… Ein portugiesischer Camper wollte aushelfen und erzählte uns auf perfektem Portugiesisch, wo wir denn nun Wasser bekommen würden. Leider hatte ich bisher keine Zeit für einen Schnell-Sprach-Kurs in Portugiesisch und mein „Busuu“- App sah auch irgendwie eher die Bezeichnungen von Gefühlen, Haustieren, Frühstück, Meeresfrüchten und Asien (!?!) vor, als den Bereich „Camping“.  Deswegen kam ich mit meinem Wissen darüber, dass „chinesa“(ausgesprochen Schinese) Chinesin heißt, mal wieder nicht weiter. Er erklärte Till scheinbar den Weg. Und er sagte immer wieder „Kondäischa, Kondäischa“. Ob das Versorgung oder Entsorgung heißt?

Man rätselt ja dann sofort immer rum. Ich zumindest. Genauso wie eine Frau neulich mit dem Finger auf Ole zeigte und sagte: Kau no morde. Ich war ganz entzückt weil portugiesisch ja so einfach war. Zwar war Ole keine Kuh und morden tut er ja bekanntlich auch nicht, aber ich konnte sagen: nao, nao, der beißt nicht! Ich erzählte Till, wie toll man sich portugiesisch herleiten konnten, aber Till meinte, dass sie bestimmt gesagt hat, dass wir hier nicht parken dürfen. Ja, könnte auch sein, denn Ole stand vor dem Bus. Hätte also auch ein Fingerzeig auf den Bus sein können. Ich schaute in meinem App nach, Hund hieß „cachorro“. Vielleicht hatte Kau ja mit „Bus“ etwas zu tun… Kau  – Cow – Kuh – Tier – großes Tier – Elefant – blauer Elefant – blauer Bus - Bus.  Nur so am Rande: Da ich ja das Sprachgenie in unserer Familie bin, heißt es natürlich „Der Hund beißt nicht“ und „Kondäischa“ hieß in diesem Fall Wassertanken oder Wasserversorgung. Oder Wasserhahn. Oder Hahnewasser. Bin ich mir ganz sicher. Zurück zur Geschichte.

 

 

Ein weiterer Passant wollte helfen und erklärte mit aufgemalten Kreisverkehren und Pfeilen den Weg zum nächsten Campingplatz gleich um die Ecke. Dort freuten sie sich natürlich, dass endlich mal jemand außerhalb der Saison kam. Wir blieben aber tatsächlich nur kurz, machten „Kondäischa“, bezahlten die Besucherpauschale von 2,75 € und fuhren wieder zurück zum Parque Verde. Von hieraus war es mit dem Rad nämlich ein Katzensprung zu Coimbra´s Portugal Dos Pequenitos. Portugal in klein oder Portugal für Kleine. Ich bin mir da jetzt nicht so sicher. Beides passt irgendwie. Ein ganzer Park voller Miniatur-Häuser, die die Portugiesen in Portugal oder in den Kolonialländern errichtet hatten – ein großer Spaß für Kind und Eltern. Nebenbei bemerkt: Zwei Kinder unter drei zu haben, ist schon schön. Der Blick der Kassiererinnen übrigens auch, wenn wir sagen, dass beide unter drei sind und wir somit keinen Eintritt für die beiden bezahlen müssen. Bisher hat weder in Coimbra noch in Lissabon jemand nach Theos Ausweis gefragt um zu überprüfen, dass der Junge, der aussieht wie viereinhalb bis fünf tatsächlich erst in einer Woche drei Jahre alt wird....

 

Wir verbrachten einen herrlichen Vormittag in Portugals Miniaturwonderland damit, lustige Bilder von den Kindern zu machen, während sie in ihren Spielhäusern Türen auf und zu und auf und zu und auf und zu machten. Um uns in den Souveniershop zu locken, gab es am Eingang Gutscheine für 2 Eis am Stil! Portugiesen wissen, wie man Kinder glücklich macht!

 

Wie man Kinder und Mamis glücklich macht, wissen sie auch, zumindest die Betreiber des riesigen Einkaufszentrums – ebenfalls in der Nähe des Parque Verde, wunderbar bergauf mit dem Fahrrad zu erreichen. Denn hier gab es nicht nur das große Shoppingparadies auf 3 Ebenen, sondern auch eine Ki-Va. Eine Kita für Kinder und Väter! Ich konnte sie alle drei abgeben! Umsonst! Leider war nach 1,5 Stunden meine Shoppingtour vorbei, weil Sohnemann die Hosen voll hat. Der stinkende Adler war gelandet. Und ich hatte die Ersatz-Windeln in meiner Tasche. Ungeschickt – aber hey, immerhin 1,5 Stunden einfach mal gucken, anprobieren, gucken, anprobieren, kaufen, gucken, gucken, gucken. Es war schön.

Noch schöner war das Gesicht des Karusselbeauftragten am Eingang der Shoppingmall. Er entpackte das nostalgische Fahrgeschäft gerade, als wir nach Hause wollten. Okay, einmal fahren, aber wirklich nur einmal! In Deutschland würde man pro Fahrt mindestens 1,50 € bezahlen, bei 5 Fahrten mit Rabatt vielleicht 5 €. Ich war gespannt, was es hier nun kosten würde. Ratet mal! Nichts! Es war umsonst! War klar, was dann passierte. Es wurde gefahren und gefahren und gefahren und gefahren und gefahren. Der Karusselbeautragte drückte einfach immer wieder mit dem gleichen Lächeln auf den Startknopf und die Jungs suchten sich jedes Mal ein neues „Pferdchen“ oder „Hühnchen“ oder was auch immer aus. Konnten sie auch. Sie waren ja die einzigen.

 

Am nächsten Tag verließen wir Coimbra und unseren liebgewonnenen Stellplatz. Wir wollten noch entsorgen, aber der Kioskbetreiber wollte das irgendwie nicht. Ha, da war es wieder, dieses „Kondäischa, Kondäischa!“ Wir fuhren ohne zu entsorgen, das würde sich schon bei der nächsten Möglichkeit ergeben. Wir waren noch nicht ganz am Kreisel, da tippte ich bereits „Versorgung“ „Entsorgung“ und so weiter in den Übersetzer meines Handys ein. Der übersetzte aber nix mit kondäischa. Auch nicht ansatzweise. Ich grübelte, was ich noch eingeben könnte, damit „kondäischa“ als Übersetzung herauskommt. Dann blickte ich nach vorne auf die Straße, weil Till wissen wollte, wo wir am Kreisel rausfahren müssen: „Kondäischa! Da geht´s nach Condeixa!“ Und was hatte der kleine Ort Condeixa? Richtig. Eine richtige Wohnmobil Ent- und Versorgungsstation! Kondäischa heißt nämlich doch Wassertanken. Irgendwie. Hab ich´s doch gewusst.

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Kommentare: 1
  • #1

    Gabriele (Freitag, 29 November 2013 23:46)

    Hallo Ihr 4!

    ich habe Euch ja immer inkognito gelesen, schon seit der ersten Indien-Reise, aber jetzt muß ich doch mal was schreiben, denn ich habe meine legendären Interrail-Reisen 1991/92 nach Portugal gemacht. Einmal kann ich Euch den damals (im Juli) 100% menschenleeren Strand von Carrapateira empfehlen. Auch der Ort war damals noch ganz verschlafen. Und die coolsten Tage habe ich am Barragem de Santa Clare (ein Riesen-Stausee im Alentejo zwischen Lissabon und Algarve) erlebt. Damals ganz viel Natur, alles frei zugänglich (wir haben direkt am Seeufer unter freiem Himmel geschlafen) und in der Nähe des Sees war eine Bar, in der viel geraucht wurde :-)), weshalb ich leider auch nicht mehr genau weiß wo diese Bar liegt.... Es hat sich bestimmt viel verändert, aber vielleicht ist noch etwas Hippie-Flair geblieben, es würde mich freuen. Zu erwähnen ist auch noch der Campingplatz in Salema an der Algarve zwischen Lagos und Faro, von Holländern geführt damals und sehr naturbelassen. Vielleicht aber nix für Euren großen Bus.
    Ich wünsche Euch viele schöne Stunden und Wärme, liebe Grüße. Gabriele