
Unsere erste Anlaufstelle in Portugal war das neue Zuhause von Carlos und Uta. Die beiden haben wir kennengelernt als wir die große erste Reise nach Indien planten und uns kurzfristig überlegt hatten, vielleicht doch nach Afrika zu fahren, weil uns Pakistan zu gefährlich erschien. Damals hatten wir allerdings beschlossen: lieber 5 Tage durch Pakistan als mit Dauer-Adrenalin durch Afrika – wir hatten Carlos´ Buch „Afrika pur“ gelesen. Mit Uta und Karl Heinz alias Carlos hatten wir eine herrliche Zeit in Nepal verbracht, denn auch sie waren zur gleichen Zeit im LKW in Asien unterwegs und nun hatten sich die beiden in Portugal sesshaft gemacht. Vor einem Jahr hatten sie ein Grundstück in der Nähe von Carregal do Sal direkt am Fluss gefunden und waren jetzt dabei das Haus und das Gelände wohntauglich zu machen...
Wir suchten uns einen kleinen Parkplatz in der Stadt und riefen die Handynummer an, die uns Carlos per Mail geschickt hatte. Uta fiel fast der Kochlöffel aus der Hand als wir sagten, wir wären jetzt da. Zugegeben, war auch schon ein bißchen her, dass wir das letzte Mal kontaktet hatten. Kurze Zeit später stand sie grinsend an unserem Parkplatz am Schwimmbad und holte uns ab. „Habt ihr euch wohl ein wenig vergrößert, was? Ob ihr damit in unsere Einfahrt kommt? Müssen wir mal sehen.“ Und schon ging es los, wir folgten Uta durch die Stadt. Erst über normal breite Straßen durch die Kleinstadt. Dann, ganz typisch, je näher wir ins Zentrum kommen, umso schmaler wurden die Straßen, die Kurven immer enger. Die Häuserdächer ragten auf die Straße und die Stromkabel hingen tief. Aber wir kamen durch.
Es ging aus der Stadt heraus über kurvige Straßen bergauf bergab und dann bog Uta links vorm Fluss auf eine schmale Schotterstraße ab. Hier sollten wir jetzt lang? Es ruckelte und schaukelte, unser Bücherregal flog auseinander und ich machte mir wie immer ins Hemd. Ob wir hier lang kommen? „Schatz, wir haben es durch Pakistan geschafft“, versuchte Till mich zu beruhigen. Die Bäume verrieten, dass hier kein permanenter LKW Verkehr herrscht, denn die Zweige hingen tief. Vor Uta fuhr ein Geländewagen. Machte Sinn bei diesem Offroad Weg. Der Geländewagen wurde langsamer und hielt an, Uta überholte. Dann sollen wir auch an ihm vorbei fahren. Er rechts, ein großer Baum mit tiefen Ästen links. Man konnte es dem Fahrer nicht übel nehmen. Der Bus sieht ja im Rückspiegel auch sehr zart und filigran aus, gerade zu schmächtig, so dass man natürlich denken könnte, wir kommen überall problemlos vorbei. Er kapierte es irgendwann und wir überholten an einer etwas breiteren Stelle. Angekommen bei Carlos und Uta schafften wir es tatsächlich rückwärts in ihre Einfahrt zu rangieren, während meine Gedanken darum kreisten, wo wir auf dieser Schotterstraße bloß wenden sollten, wenn wir jemals von der Einfahrt wieder runterkommen würden. (Natürlich kamen wir ohne Probleme wieder raus und natürlich konnte man ein bißchen weiter runter die Straße auch wenden….aber ich mach mir ja gerne bei solchen Sachen vor Panik gleich in die Hose….)
Was für ein traumhaftes Gründstück! Riesig groß erstreckt es sich direkt am Fluß entlang, oben auf dem Berg thront ihr 2-stöckiges Steinhäuschen mit der herrlichen Veranda. Während wir da waren wurde die Kopfsteinpflastereinfahrt gelegt. Die Küche war seit einer Woche da. Schön haben sie es sich gemacht und wie viel Arbeit sie bereits reingesteckt haben, konnten wir auf Fotos am Abend beim Wein sehen. Wir blieben drei Nächte, wir wollen Kinderlose mit unseren Energiebündeln ja nicht unnötig überstrapazieren. ;-)
Für uns ging es weiter nach Coimbra. Eine Woche blieben wir dort, hatten einen herrlichen Stellplatz am Fluß samt Sonnenschein, erkundeten die Altstadt und genossen Fahrradtouren bergauf… Dann wollten wir weiter. Ich wollte endlich mal das Meer sehen, träumte von einem schönen Stellplatz hinter Dünen, ein paar Tage am Strand verbringen bei Sonnenschein, Strandspaziergänge etc. Wir blättern durch den Stellplatzführer und wurden tatsächlich fündig. Ich gab die GPS Daten in unser Tablet Navi ein. Problem. Miss Sygic konnte dort nicht hin navigieren. Warum auch immer. Also musste Monika her. Sie behauptete mal wieder, sie kenne den Weg. So ging es 100km über mautfreie Autobahnen und Landstraßen und dann stand plötzlich ein Schild auf der Schnellstraße: ab hier nicht mehr für Fahrzeuge über 3,5t, diese benutzen bitte die Umleitung. Wir fuhren ab, folgten den Umleitungsschildern, die uns einmal im Kreis führten! Wir landeten wieder auf der gleichen Straße vor demselben Schild. Wundervoll! Eine befreundete Brasilianerin sagte uns mal, die Portugiesen wären die Ostfriesen unter den portugiesisch sprechenden Menschen. Daran musste ich jetzt denken. Was tun? Warum dürfen große Fahrzeuge hier nicht langfahren? Geht es gleich eng durch ein kleines Dorf? Kommt eine kleine Holzbrücke? Wir konnten auf dem Navi keine andere Straße ausfindig machen, die wir nehmen konnten. Also wagten wir es, mit Ostfriesischen Wurzeln darf man das. Die Straße wurde einspurig und vor uns tauchte eine riesige Brücke auf. Dass diese nur mit 3,5t befahrbar sein darf, mochte man kaum glauben, vor allem nicht, als von hinten ein riesiger Doppeldeckerbus angerauscht kam. Wenn man dann aber an Deutschlands Brückensituation denkt…
Kurze Zeit später, wir waren irgendwo auf einer klitzekleinen Landstraße wollte Monika, dass wir links abbiegen. Diese kleine steile Straße hoch? Ich machte mir wie üblich ins Hemd, Till drückte wie üblich aufs Gas. Keine 100m weiter wollte sie natürlich, dass wir wenden und doch bitte die Straße neben dem Berg langfahren. Ja, wir konnten sie sehen. Wir ächzten diesen Berg auf der schmalen Straße hoch und wieder runter, waren froh, dass kein dicker Ast zu tief gewachsen war und waren wieder auf der alten Straße, die wir nicht hätten verlassen sollen. Weitere 2km weiter hatte Monika ihr Ziel erreicht. „Ihr Ziel liegt in Pfeilrichtung“. „Bitte??? Du blöde Kuh. Ich kann noch nicht mal das Meer sehen!“
Wir folgten dem Weg, lasen im Womo-Führer die zwei Sätze Wegbeschreibung. Und dort, wo wir abbiegen sollten, war es natürlich für den Bus zu eng. Keine Chance hier reinzufahren. Wir suchten uns den nächsten Stellplatz ein paar Kilometer weiter raus. Same same. Dort, wo wir abbiegen sollten, war es zu eng. Dort wo wir reinfahren hätten können, war es für Busse nicht erlaubt langzufahren. Hätte, hätte Fahrradkette. Machen? Nicht machen? Wer weiß, wie eng es da dann wieder werden würde. Wir gaben auf, kein Strand, ab nach Lissabon. Nase voll von eng und klein und schmal.
Ich tippte den GPS Punkt vom Campingplatz in Tills Nexus Tablet ein, Monika sollte sich erstmal sammeln und über ihre Fehler nachdenken. Natürlich fing das Tablet kurze Zeit später an zu blinken, Batterie fast leer. Leider lässt sich das Mist-Stück nur aufladen, wenn Till es halb auseinander baut. Schön, dass technische Dinge inzwischen eine Lebensdauer von 12 Monaten haben und dann „pling“ kaputt gehen, 1-2 Tage nachdem die Garantie abgelaufen ist. Wir machten es erstmal aus, den Weg in Portugals Hauptstadt sollten wir auch so finden. Die Kinder schliefen ein. Ruhe im Bus. Landschaft genießen. Kurze Zeit später meldete sich das Nexus wieder, es möchte sich noch einmal kurz verabschieden und sagen, dass die Batterie jetzt doch schon komplett leer ist. Obrigada!
Monika erschien also wieder auf der Bildfläche, damit wir in Lissabon bei den vielen Autobahnkreuzen und Dreiecken auch die richtigen Abfahrten finden würden. Ich sagte noch so zum Spaß zu Till: wetten die Jungs wachen in genau der Sekunde auf, wenn wir abfahren müssen? Und natürlich war es so, sie wachten auf, machten Alarm, ich war abgelenkt, Monika eierte rum und wusste auch erst 100m nach der Abfahrt, dass es genau diese gewesen wäre. Leckomio. Runter von der Bahn, riesiger Kreisverkehr, falsche Abfahrt, Busfahrer in einer Totalkrise. Fasst wären seine karierten Busfahrerschlappen dem Ganzen zum Opfer gefallen. Wir zogen den Telefon-Joker: iPhone und Google Maps, die Jungs wurden mit Keksen beruhigt und keine 10min später standen wir endlich auf Lissabons Campingplatz! Bem Vindo!
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