
Sightseeing mit kleinen Kindern kann man im Grunde genommen vergessen. Das Schlüsselerlebnis hatten wir Anfang des Jahres in Indien in Amritsar. Hier mussten wir die Besichtigung des Goldenen Tempel nach langer umständlicher Anfahrt (und noch längerer und noch umständlicherer Rückfahrt) nach kurzen 2 Minuten abbrechen, weil Theo sich weigerte seine Kopfbedeckung zu tragen (Pflicht im Tempel) und den ganzen heiligen Tempel zusammenschrie. Seitdem überlegen wir uns dreimal, was wir uns, unseren Nerven und den Kindern antun. Trotzdem wollten wir natürlich ein bißchen was von Lissabon sehen und haben ein Kinderprogramm drum herum gestrickt.
Als ersten Programmpunkt hatten wir uns den Serafina Park mit großem Spielplatz herausgesucht. Er war 4km vom Campingplatz entfernt und Till hatte einen schönen Radweg durch den Wald herausgesucht. Eine herrliche Strecke, bergauf, bergauf, bergauf, ein bißchen gerade aus fahren, bergauf schieben, schieben, schieben. Und als es dann endlich mal bergab ging musste ich leider auf dem Schotter auch wieder schieben. Warum sollten Chinesen ein Fahrrad, das nicht mit Gangschaltung ausgerüstet war und daher offensichtlich kein Berg-Fahrrad (Mountain Bike) ist, mit einer vernünftigen Rücktritt-Bremse ausrüsten, mit der man zum stehen kommt? Eben. Eine Vollbremsung konnte man höchstens mit der Handbremse machen und das wollte ich ehrlich gesagt nicht ausprobieren. Das viele Schieben war für die Jungs im gemütlichen Anhänger natürlich extrem anstrengend, weshalb sie auf dem Weg dorthin die Bananen vertilgten. Angekommen beim Park hatten sie immer noch Hunger, doch wir wussten, es sollte dort auch ein Restaurant und einen Kiosk geben. Gab es auch. Leider war beides geschlossen. Off-Season. Aus der Traum vom gemütlichen in der Sonne sitzen und Latte Macchiato trinken während die Jungs schaukeln und klettern. Dafür hatten wir den gesamten riesigen Spielplatz nur für uns und dort gab es so viel zu entdecken, dass der Hunger schnell vergessen war! Unsere Bergauf-Radtour hatte sich trotzdem auch für uns gelohnt, wir wurden mit einem traumhaften Blick über Lissabon belohnt.
Als weiteren Programmpunkt der nächsten Tage hatten wir einen Ausflug in das 12km entfernte Ocenario geplant. Mit einem öffentlichen Bus, was die Kinder total spannend fanden. Erst einmal war er doppelt so lang wie der Käpt´n Blaubär samt Knick in der Mitte, der portugiesische Busfahrer fuhr doppelt so schnell wie unser Busfahrer und das schönste: weil unser Busfahrer endlich auch mal mit hinten sitzen konnte.
Im Ocenario staunten wir nicht schlecht, als das „kleine“ und faszinierende Aquarium mit den Schildkröten von einem riesigen Aquarium mit Haien, Rochen, Kugelfischen und Co. auch noch übertrumpft wurde. Da standen nicht nur die Kinder faszinierend vor den Glasscheiben. Hier konnte man locker den ganzen Tag verbringen.
Als dritten und letzten Ausflug, bevor es nach 5 Tagen Lissabon weiterging, war die Besichtigung der Altstadt oder soll ich besser sagen: Tauben jagen in der Altstadt? Denn die Kinder rannten den Tauben hinterher, die so herrlich erschreckt hochflogen und dann ein paar Meter weiter wieder landeten, um dann vor zwei kreischenden kleinen Bam Bam Flintstone Brüdern wieder in die Lüfte zu gehen. Vielleicht sollten wir mal wieder nach Venedig? Oder auch nicht, Kaffeetrinken auf dem Markusplatz kostet ja ein Vermögen… So ein Innenstadtbesuch mit Geschäften verknüpft Theo immer mit Rolltreppe und Fahrstuhl fahren. Also dachte er auch diesmal, dass wir hier her gekommen sind, um mit ihm Rolltreppe und Fahrstuhl zu fahren. Zum Glück konnten wir beides bieten: einmal die Rolltreppe „im Tunnel“ (Metro) und einmal der riesige Elevador de Santa Justa, ein 1902 gebauter Personenaufzug um zwei Stadteile zu verbinden. Er brachte uns in 45m Höhe einen schönen Blick über die Dächer der Altstadt. Zum Schluss folgte das Highlight: Choo Choo Train fahren und zwar mit einem der alten Straßenbahnen! Theos und Hugos Augen leuchteten. Danach nahmen sie noch das zum Glück kinderfreundliche Café im Park auseinander, bevor wir dann einfach in ein Taxi stiegen und uns zurück zum Campingplatz kutschieren ließen. Wir wussten ehrlich nicht so genau, wo wir mit dem Choo Choo Train hingefahren waren und warum lange nach Bushaltestellen und Verbindungen suchen, wenn das Taxi uns und müde Kinder für 8 Euro nach Hause fährt? Eben. Zum Glück kannte der Taxifahrer den direkten Weg und den Campingplatz – nicht so wie damals unser Riksha-Fahrer in Amritsar auf dem Rückweg vom Goldenen Tempel – und so war unser kleines Sightseeing-Programm in diesen Tagen tatsächlich von vorne bis hinten mit Erfolg gekrönt.
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