Feiertage - bloß keine Vorstellungen oder gar Pläne

Ja, ich weiß, ich hatte gesagt ich gebe meine romantische Vorstellung von Geburtstagen oder Feiertagen nicht auf. Ich hab's doch getan. Ziemlich genau an Weihnachten, nachdem Theos Geburtstag Anfang Dezember ziemlich in die Hose gegangen war....

Wir standen in Barranco am Strand. Die Idee war, Theos dritten Geburtstag bei herrlichem Sonnenschein draußen zu feiern. Mit Kuchen für die Kinder und Prosecco für die Erwachsenen. Mit Sandburgbauen oder Wellen-Rennen spielen - Theo hätte alles entscheiden können. Und dann zwei Tage vor seinem großen Tag wurde der kleine Bruder plötzlich krank. Erst wollte Hugos Frühstück auf gleichem Wege, wie es gekommen war, wieder raus; in der Nacht dann nochmal volle Ladung halbverdaute Milch mitten in die Laken und Daunen. Gar nicht schön. Alles neu bezogen und die stinkende Wäsche in einen Plastiksack. Gleich am nächsten Morgen starteten wir den Motor und wollten einen Campingplatz mit Waschmaschine und Trockner ansteuern. "Mal eben schnell waschen fahren, sind gleich zurück!"  Ha ha. Für unser gesamtes Bettzeug hatten wir eine zu kleine Waschmaschine und es musste ja auch abends wieder trocken sein. Die ganze Aktion sollte nicht länger als 3 Stunden dauern. So der Plan. Ein Campingplatz war gleich in der Nähe. Leider für Radfahrer und Zelte gemacht. Das Tor und die Einfahrt war so eng und klein, da hatte selbst ein PKW Schwierigkeiten. Also wenden. Austin Till Powers glänzte wieder mit altbewährter Wendetechnik, die anderen Autofahrer zeigten sich von ihrer geduldigsten Seite. Wir steuerten Lagos an. Wir ließen die Tankstelle beim Intermarche in Budens links liegen. Dank Höhenbeschränkung nur für PKWs passierbar.

 

Ein kurzer Blick auf die Tankanzeige. Der Zeiger stand vor dem Reserve-R  - leider auf der falschen Seite vom Buchstaben...Mal sehen wie weit... Da war es schon passiert. Der erste Hügel zwang unseren Bus in die Knie. Das Geräusch, wenn der Tank leer ist, wenn man gerade bergauf fahren möchte, kannte ich noch vom Frosch. Automatisch wippten wir mit dem Oberkörper nach vorne, um dem Bus noch weiteren Anschwung zu geben, während wir ganz laut riefen: komm komm komm! Das war dem Bus mal so richtig sch...egal. Er blieb stehen. Äh ja. "I am walking, yes indeed I am walking" - wer kennt sie noch die Aral Werbung von früher? Statt walken hielt gleich das erste Auto an und nahm Till und seine zwei Reservekanister mit zur 2 km entfernten Intermarche Tankstelle. Auch der Rückweg war easy, in Portugal leben einfach nette und hilfsbereite Autofahrer. Diesel eingefüllt, Startknopf gedrückt. Nüschte. War ja klar. Pumpen bis es schnarzt! Und dafür musste man an den Motor. Der war hinten. Gleich beim Motorradträger mit den Fahrrädern... 2 Fahrräder ab, 8 Schrauben vom Gepäckträgerbügel lösen, Gepäckträgerbügel abmontieren. Motorhaube öffnen, Pumpen bis das verdammte Ding endlich schnarzt und der Bus nicht mehr nach 5 Sekunden wieder ausgeht, alles wieder dran bauen, Räder rauf und immer schön Warnweste tragen. Nach 1 Stunde war dann der Bus endlich wieder fahrbereit. Auf nach Lagos erstmal zur Tankstelle. Und wo man schon mal in Lagos war, gleich auf dem Stellplatz Grauwasser entleeren, Wasser tanken. Und dann den Sparmarkt mit dem Waschcenter suchen. Zum Glück stand irgendwo im Internet, dass er in der gleichen Straße vom regulären Campingplatz ist und so fanden wir ihn sehr schnell.

 

Wir parkten oben an der Straße und dann lud ich den Kinderwagen voll mit der ganzen Wäsche. Endlich war der Kinderwagen mal nützlich statt nur Stauraum in Anspruch zu nehmen. Während die zwei 10 kg Maschinen liefen, kaufte ich noch schnell für Theos Geburtstag ein. Einen Kuchen musste ich ja auch noch backen und die Croissants, die er sich gewünscht hat. Nachdem die Maschinen durch waren, nahm ich alle Trockner in Betrieb, kaufte noch ein Hundespielzeig mit Tennisball, damit unsere Daunenkissen auch wieder fluffig wurden und steckte einen Euro nach dem nächsten rein. Was dieser ganze Spaß schon wieder kostete....Den ersten trockenen Schwung fuhr ich dann im Kinderwagen wieder zum Bus. Es wurde Dunkel, Theo wurde extrem quängelig und wollte dann unbedingt eine Milch und schlafen. Ich dachte, super, gleich ist die Waschaktion geschafft, Theo schläft, wir fahren zurück und sind um 19 Uhr zurück am Strand. Kaum zu Ende gedacht trifft ihn der gleiche Infekt wie Hugo und ich hatte eine weitere Waschladung...und einen kleinen Jungen, der weint. Kind beruight, Bett neu bezogen, mit dem beladenen Kinderwagen zurück in den Waschsalon. Weitere 1,5 Stunden musste ich dort verbringen, wenigstens gehörten alle Trockner mir! Um 21 Uhr waren wir dann endlich wieder zurück am Strand. Und was tut eine gute Mutter dann? Richtig. Sie backt ihrem Sohn einen Geburtstagskuchen. Aber keine Croissants. Ich war echt fertig.

 

Das mit dem Kuchen hätte ich im Nachhinein auch sein lassen können, Theo interessierte sich an seinem großen Tag nicht dafür. Auch Hugo nicht. Auch wir nicht. Wir verbrachten ihn alle im Bett. Den Kuchen rührten wir erst drei Tage später an, er musste ja auch mal gegessen werden, bevor er zu trocken wurde. Wenigstens waren wir dann alle durch mit dem Infekt - wir waren übrigens nicht die einzigen am Strand damit! Halb Barranco hing in den Seilen...

Seit dem plane ich besondere Feiertage nicht mehr. Heiligabend konnte Till sich für Fertigpizza begeistern, mein kleiner Menüvorschlag war nicht so seins. Gut, stand ich zumindest auch nicht ewig in der Küche! Und Silvester lagen wir um 23.55 im Bett, vor unserer Haustür eine nette kleine Party - leider wurde Theo wach: "Mama hinlegen...". So wurde nix aus romantisch in den Himmel gucken und Sektkorken knallen lassen - ein Gutes hatte es: so fiel der 1. Januar -Kater wenigstens auch flach und der Erdbeer Colada schmeckte zum Frühstück genauso hervorragend, wenn nicht sogar noch ein bißchen besser!


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