
Eine Geschichte für junge Eltern oder die, die es werden möchten:
Schon mal Bett-Tetris gespielt? Nein, nicht dass was ihr jetzt vielleicht denkt. Bett-Tetris ist das nervigste Spiel, das es Nachts gibt und wir haben es täglich. Nächtlich. Das Spiel geht so: Man nehme ein 180cm breites Bett (kleiner geht natürlich auch, 120cm ist allerdings Championsleague und nicht wirklich zu empfehlen) und schlafe dort mit 4 Personen: Mutter, Vater und 2 Kinder im Alter unter 4 Jahre....
Als besonderes Bonbon kann man noch den ausgewachsenen Hund mit ins Bett nehmen, das ist allerdings ein höheres Level - das praktizieren wir nicht. Andere vielleicht schon. Wir kommen zu viert schon an unsere Grenzen, da brauch ich nicht auch noch eine tierische Herausforderung. Wobei ich mir sicher bin, der Hund würde immer gewinnen. Bei uns gewinnen die Kinder. Grundsätzlich. Aber was will man machen? Wir wohnen nun mal auf 25qm, immerhin mit zwei Türen. Eine geht nach draußen, die andere ins Badezimmer. Alles andere geht in einander über. Klar, jeder hat sein eigenes Bett. In der Theorie. Theo: großes Sofa Beifahrerseite. Hugo: kleines Sofa Fahrerseite. Mutti und Vatti: hinten die gemütliche Luxuswiese.
In der Praxis sieht es aber immer so aus: 19 Uhr liegt Theo auf der Luxuswiese ganz hinten, daneben Mami, daneben Hugi und daneben der Papi, damit der Hugi beim Einschlafen nicht aus dem großen
Bett fällt. Während Papa "heimlich" in sein iPhone glotzt (ja, ICH hab die Helligkeit unterm Kissen geblickt!), saugen die Boyz an ihren Nuckelflaschen WARME Milch (kalte oder handwarme Milch zum
Einschlafen geht sofort nach dem ersten Schluck mit bösem Blick zurück zum Macher). Mami liegt in der Mitte, ein Arm bei Theo, ein Arm bei Hugi - bis beide ihre leeren Flaschen zurück reichen
(auch gerne lautstark, dass ich die leere Flasche jetzt endlich zu nehmen habe oder sie immer noch Durst haben...) drehen sich um und schlafen ein. Dann kommt das leichte Schnarchen und der
Feierabend wird eingeläutet. Mama und Papa verlassen das Bett, stellen die Werkzeugkiste auf die Matraze beim Bett-Ausstieg, damit keiner rausfällt. Und wenn der Laptop Power hat, wird das TV
Programm gestartet. Neuste Lieblingsserie: Breaking Bad. 2-3 Folgen pro Abend, dann ist der Akku leer. Macht leider sehr süchtig die Serie. Und früh ins Bett gehen fällt damit auch flach...
Danach gibt es 5 Varianten:
Variante 1) Wir tragen beide Kinder rüber in ihre Betten. Machen wir nicht mehr, seitdem Hugo trotz Bettgitter aus seinem Bettchen rausgefallen ist. Klar, kann passieren. Aber er ist ein kleiner
Bruchpilot und nachdem ich live dabei war, wie ihm sein völlig abgebrochener Schneidezahn, also quasi der Rest vom Zahn, in Freiburg in der Zahnklinik auf einem Samstagnachmittag ohne Betäubung
gezogen werden musste, vermeide ich Dinge, die zu blutigen Unfällen bei ihm führen könnten. Und seit seinem fehlenden Zahn ist eine blutige Lippe einer unserer Tagespunkte. Hugo heult, erster
Check: Blut im Mund? Zu 90% muss diese Frage positiv beantwortet werden. Das brauche ich nicht nachts. Da brauche ich nur eins: Schlaf. Wohlmöglich bricht bei so einem Sturz noch der andere Zahn
ab. Nee, nee. Er hat sich also mit seinem verlorenen Zahn seinen Platz im Luxusbett gesichert.
Variante 2) Theo schläft in seinem Bett. Kann man auch sein lassen, denn er wacht immer zwischen 1 und 3 Uhr nachts auf, kann ohne Mama nicht wieder einschlafen, kommt ins Große Bett gekrabbelt,
verlangt nach einer WARMEN (!) Milch (Vorbereitete Flasche mit Milch, die man einfach nur im Halbschlaf anreichen muss, funktioniert nicht mehr, seitdem mein lieber Mann und wirklich sehr
fürsorglicher Vater der Kinder die ach so unglaublich leckere, schmackhafte, WARME Milch so oft angepriesen hat, dass kalt für Theo einfach nicht mehr tragbar ist.).
Wenn er allerdings nachts aufwacht und ich, bzw. eher der heißgeliebte Arm an meinem Körper, liegt neben ihm, kann er ohne Probleme meistens wieder einschlafen, ohne dass der Rest, der an diesem
Arm dran ist, aufstehen muss, um eine WARME Milch zu machen. (Bis zum Alter von 9 Monaten wurde ich von ihm auf meine Brüste reduziert, seit dem auf meinen Arm...)
Variante 3) wir schlafen ALLE im großen Bett. Und je nach Gegebenheit mal einer quer, einer auf dem Kopf des anderen, einer am Fußende und einer überhaupt nicht. Wir wecken uns gegenseitig
permanent auf, großes Geheule nach WARMER Milch, alle schlafen wieder ein, haben genügend Platz. Nur einer nicht. Das ist dann der, der das Tetris- Spiel verloren hat und das bin meistens ich.
Ich krieg dann nicht nur extrem schlechte Laune, sondern auch einen Tennisarm. Hatte ich im Sommer, als wir in Rosengarten bei Hamburg standen. Wurde professionell getaped und führte zu:
Variante 4):ich zog aus meinem Bett aus. Theos und Hugos Betten, oder soll ich ab jetzt lieber wieder "die Sofas" schreiben? Denn die mobilen klappbarem Safety Bettgitter sind schon länger unterm
großen Bett verstaut und die Sofas werden wieder überwiegend als Sofas verwendet. Ja, mach ich. Die Sofas also lassen sich zu einem Bett zusammenschieben. Und das war ab jetzt meins. Sollten sich
doch die Männer hinten im großen Bett die Füße ins Gesicht halten und Bett-Tetris spielen, bis ich meinen Tennisarm auskuriert hatte. 2 Monate dauerte es. Und dann hatte ich auch wieder die Nase
voll von Theo, der feststellte, dass ich nachts nicht mehr da war und wieder um besagte Uhrzeit aus dem großen Bett geklettert kam, damit der Arm erst eine WARME Milch macht und sich dann wieder
zum Kuscheln umfunktionieren lässt. Außerdem wollte ich auch endlich mein Luxusbett dahinten wieder haben.
Variante 5) Till schläft vorne auf den zusammenschiebbaren Sofas, ich hinten mit den Jungs. Klappte. Am Anfang. Doch jetzt haben wir leider das Problem, dass wir keine Baby Dry Windeln von
Pampers mehr haben. Und ich schwör drauf, ich hab alle Windeln an den Jungs probiert, an diese Pampers Baby Dry kommt einfach keine andere Windel ran. Wir haben zwar welche gefunden, die
annähernd so gut sind, aber leider nur annähernd. Heißt: derjenige, der hinten Tetris spielt ist auch noch der nächtliche Wickelmeister... Im Fall der Variante 5: Ich.
Ein kleines kurzes Erfolgserlebnis: wir haben herausgefunden, dass Dotdots die spanischen Pampers sind. Theo will aber keine Windeln mehr. Er will Unterhose. Wie Papa. Und neulich nacht hat er
sogar davon geträumt. Er sagte auch bescheid, dass er mal püschern muss. Leider im Traum. Und zog sich im wahren Leben die Windel aus...
Könnte man jetzt mit der Idee kommen, die Jungs mal auf nächtliche Milchentziehung zu schicken, damit die Blase nicht so voll ist und wir wickeln, Windeln und nächtliches WARME Milch machen
sparen. Durchschlafen (schreibt man das so?) könnte wieder in greifbare Nähe rücken. Da macht Hugo aber auch nicht mit. Der ist so dressiert, dass er seine Milchflasche, (wahlweise auch zwei) an
seinem Kopf stehen hat oder einfach wie ein Kuscheltier im Arm hält, nachts seinen Durst stillen kann, ohne jemanden aufzuwecken (ja, er nimmt auch kalte, extrem verdünnte Milch, hauptsache
minimaler Milchgeschmack) und durchschläft. Wenn ihn sein WARME MIIILCH rufender Bruder nicht weckt...
Hätte man mehr als ein großes "Zimmer", dass durch dicke Wände getrennt wäre, könnte man eine Milch Entziehungskur bei Theo starten. Ich würde ein Zimmer mit Eier-Pappkartons schalldicht machen,
Theo würde bestimmt gerne helfen. Und das wäre dann Theos und mein Zimmer. Das Zimmer mit WARME Milch Verbot! Das wären wahrscheinlich zwei harte Wochen in denen ich tagsüber 12 Stunden schlafen
müsste, ohne gestört zu werden, erklärt sich von selbst, um genügend Energie und Geduld zu haben. Aber dann wäre mit Sicherheit Ruhe. Er würde auch bestimmt endlich durchschlafen. Ohne Arm und
dieses ganze Tra-Ra.
Aber jetzt so hier bei uns im Bus unter diesen Gegebenheiten? Ganz ehrlich? Wir haben's probiert. 1,5 Nächte. Dann sind wir eingeknickt. Es wird gewickelt, Theo bekommt Nachts über seine Windel
eine heiß geliebten Unterhose, damit er die Windel nicht ausziehen kann und auf Wunsch wird ein bißchen WARME wässrige Milch gereicht. Wir wechseln ab zwischen Variante 4 und 5. Was man
nicht alles tut für seine Brut...Und wenn man mal genau hinschaut könnte man meinen: Till und ich sind halt scheinbar noch nicht so weit auf Nuckelflaschen zu verzichten... ;-)
Kommentar schreiben
Martin (Sonntag, 05 Januar 2014 09:38)
Superlustig :)
Das macht direkt Lust auf eigene Kinder (im Bus). Anne wollte diesen, durchaus ironisch gemeinten Spruch, garnicht hören...
Naja, erstmal muss der Bus ja überhaupt fertig werden.
Bitte mehr davon, macht viel Spass zu lesen!
Viele Grüße
Martin