Regen und Besuch

In Agonda in Indien steckten wir vor 4 Jahren in der Agonda-Bubble, hier in Portugal hängen wir in der Algarve-Blase. Wir kriegen mal wieder den Absprung nicht hin. Damals musste erst die Geschichte vom Klappspaten passieren, bis wir endlich unseren herrlichen Platz am Strand verließen. Wir dachten, die Umfrage "Portugal oder Marokko" würde uns den berühmten Tritt in den Allerwertesten verpassen und uns aus dem Algarve-Sog kicken. Um so mehr überraschte uns, dass so viele tatsächlich Portugal favorisieren und nicht, wie wir dachten, eine deutliche Mehrheit für Marokko wäre. Nach ein paar Stunden landete das Ergebnis immer und immer wieder bei 50/50. (Die Umfrage endet offiziell am Mittwoch, 19. Feb)

So kommen wir auch nicht aus dem Algarve Sog heraus. Oder ist es gar kein Sog oder Magnetismus, der da am Werk ist, sondern die portugiesische Mentalität ist auf uns übergeschwappt? Das wäre für einen Deutschen ja gerade zu fatal, denn "Komm ich heut nicht, komm ich morgen" - könnte ein bißchen in diese Richtung gehen. Kann ein Vorteil sein, wenn es zum Beispiel darum geht, an den großartigen Strand von Boca do Rio einen gepflasterten Parkplatz zu bauen. Das sollte nämlich schon im Oktober losgehen. Es dauerte aber nochmal vier Monate, bis der Bauzaun gebracht wurde, dann noch zwei Wochen, bis die Dixie-Toilette geliefert wurde und dann nochmal eine Woche, bis der Bauzaun tatsächlich geschlossen wurde und keiner mehr dort mit seinem Womo parken kann. Schade, ich hatte ja gehofft, sie würden es noch weitere 4 Monate herauszögern... Zum Nachteil kann diese etwas langsame Einstellung werden, wenn man z.B. im Handyshop TMN seine Simkarte mit neuem Internetaccount aufladen möchte. Da heißt es dann "Nummer ziehen" - so wie gefühlt überall anders auch, wo sich Schlangen bilden könnten. Bei TMN gibt es vier Kategorien. A, B, C, D samt Beschreibung. Dumm nur, wenn man nur "vende" (Verkauf) versteht und damit dann die langsamste Mitarbeiterin erwischt hat. Obwohl nur 2 Leute vor mir waren, die auch nur jeweils 5 Minuten ihrer Zeit in Anspruch nahmen, musste ich über eine Stunde warten, während sie 45 Minuten Mittagspause machte und dann nach ihrer Rückkehr mit "B" fortfuhr! Ja, das ist dann der Moment, an dem ich ausflippen könnte, dass hier jeder die Ruhe selbst ist - außer ich in dem Augenblick...

Warum wir nicht einfach losfahren? Mein Vater hatte sich diese Woche als Besuch angekündigt. Er war von Samstag bis Donnerstag hier. Leider im Regen. Er bewohnte einen Bungalow auf dem Campingplatz in Sagres. Einfache Ausstattung, aber erwähnenswerterweise ist "Opi" sehr anpassungsfähig und es muss nicht zwingend Luxus sein. Zum Glück hatten wir den großen 3-Zimmer Bungalow mit schönem Blick und Terasse gebucht. Tagsüber war also genug Platz, für die Jungs sogar ein eigenes Zimmer mit Hochbett, wo sie ihr gesamtes Spielzeug nach Herzenslust verteilen konnten. Schön, dass wir das halbe Busequipment nach nur einem Tag im Haus verteilt hatten. Spielzeug, Ladegeräte, Küchenutensilien, gefühlte fünf Jacken, Hosen und Schuhe pro Kind etc. Wie schnell so etwas immer gehen kann, merkt man immer erst, wenn man im Bus plötzlich etwas braucht und es ist nicht mehr da. Theo wollte so gerne mal eine Nacht im Haus schlafen. Und nachdem er zwei Tage nur davon gesprochen hatte, bei Opi im Haus im Hochbett zu schlafen, sollte er seinen Wunsch bekommen. Natürlich sollte Mami auch mit im Haus schlafen. Und wo Mami ist, ist auch Hugo. Naja, wie sollte es auch anders sein, es ging natürlich voll nach hinten los. Hugi fand das alles gar nicht gut, es endete mit Heulattacken und schlussendlich schliefen wir wie gewohnt alle im Bus. So hatte Opi wenigstens eine weitere ruhige Nacht - im Gegensatz zur ersten, als er dachte, der Papp-Bungalow hebt gleich ab aufgrund des heftigen Sturms. Zum Glück kippte die dicke Fernseh-Antenne nicht aufs Haus, sondern knickte brav zur Seite ab. Wer weiß, ob das Dach standgehalten hätte. Opi hatte seine Wertsachen schon für den Notfall zusammengepackt. Ja, so ein Sturm wo Bus- und Bungalowände wackeln, kann schonmal Kopfkino verursachen. Geht uns ja auch so.
Leider zeigte sich die Sonne und blauer Himmel nur an einem Tag, ansonsten war Sagres und Co. die ganze Zeit in eine einzige dicke Wolke gehüllt. So verbrachten wir keine Zeit am Strand mit Sandburgen bauen, stattdessen aber im Indoor-Pool vom Golfresort, im Zoo in Lagos, bei einem nass-windigen Spaziergang am Hafen und bei einem kleinen Ausblick auf dem südwestlichsten Punkt Europas -  und im Bungalow bei sehr viel Rotwein... ;-)

Nun ist Opi gestern im Flugzeug im Nebel verschwunden und wir haben heute noch einen Tag auf unserem Stellplatz direkt an der Landebahn vom Flughafen Faro verbracht. Herrlich. Wer uns nicht persönlich kennt: wir haben lange Zeit in Schulenburg Nord direkt an der Start-und Landebahn vom Flughafen Hannover gewohnt. (hier geht es zu einem Blog über unser verschwundenes Dorf) Da kommen wieder ganz heimische Gefühle auf, wenn die Flugzeuge über unser (Bus-)Haus starten und Theo und Hugo haben heute den ganzen Tag etwas zu gucken gehabt. Die nächsten Tage wollen wir langsam und gemächlich Richtung Spanien und besseres Wetter. Keine Lust mehr auf Regen und Wolken! Das haben wir jetzt gefühlt seit 4 Wochen. Reicht. Gas geben und durchstarten nach Marokko können wir noch nicht. Tills Fahrradakku hat den Geist aufgegeben. Dank Garantie wird aber gerade aus Deutschland ein neuer Akku hergeschickt. Auf dem Landweg, da dies unter Gefahrgut läuft. Dauert also mal wieder ein bißchen länger. Hier jetzt rumstehen und warten, bis er eingetroffen ist um dann festzustellen, dass doch nicht der Akku das Problem ist, haben wir aber auch nicht. Deswegen gehts jetzt einfach in langsamen Abständen Richtung Espana. Und entweder wir drehen nochmal kurz wieder um, um das funktionierende Fahrrad bei Faro wieder abzuholen, oder wir schaffens im ersten Versuch bis Marbella, meine Kindergartenfreundin zu besuchen.

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Kommentare: 2
  • #1

    shogun (Samstag, 15 Februar 2014 18:15)

    Hallo blauer Bus.

    Auch wir hatten Besuch während der 4 schlechtesten ( wettertechnisch ) Tage seit wir in Portugal sind.
    Auch wir waren am einzigen Tag mit etwas Sonne am Leuchtturm von Sagres und konnten dort zwei ältere Angler beobachten, die sich ein lauschiges Plätzchen für ihren Sport mitten an der senkrechten Felsewand über dem tosenden Meer gesucht hatten. Atemberaubender Anblick 8-()
    Wir werden noch etwas Zeit in Portugal verbringen ( die nächsten 16 Tage ist ja Top Wetter angesagt) und nicht über Spanien richtung Norden fahren. Die Atlantikküste gefällt uns doch besser.
    Marokko ist auch erst mal verschoben, da es uns jetzt von der Jahreszeit zu spät ist. Ev. nächstes Jahr aber dann schon im Dezember.
    Euch noch weiterhin eine schöne Reise und die verdienten Sonnenstrahlen.

    Ps.: Auch wir waren heute bei einem TMN Shop und kennen das Problem mit dem " Nummern ziehen". :-)

    Kleiner Tipp für demnächst: Auch im Continente im "mobile WORTEN shop" kann man seine Karte verlängern lassen.
    Klappt deutlich schneller, da dort im Regelfall niemand ansteht.
    Die Nummer die bei TMN auf der Tafel angezeigt war, hatte sich nach unserm Kauf bei WORTEN noch nicht verändert...und ich hätte noch 4 Kunden vor mir gehabt...:-(


  • #2

    Amelie (Samstag, 15 Februar 2014 18:46)

    Ach mensch, da wären wir uns ja fast begegnet! Schade! Wir sind jetzt Manta Rota. Sehr weiß. ;-) Vielen Dank für den Worten-Tipp!!